Samstag, 31. Oktober 2015

Treffen mit italienischem Anti-Mafia-Staatsanwalt

Bern, 30.10.2015 – Endlich tut sich etwas! Heute haben sich der Nationale Staatsanwalt der italienischen Anti-Mafia- und Anti-Terror- Behörde DNA, Franco Roberti, und der Bundesanwalt der Schweizer Eidgenossenschaft, Michael Lauber, in Bern zu einem Arbeitstreffen mit ihren Delegationen getroffen. Ich frage mich, weshalb ein solches Treffen nicht auch mit dem deutschen Chefankläger stattfinden kann.

Franco Roberti

Michael Lauber

Die beiden Generalstaatsanwälte Franco Roberti und Michael Lauber bekräftigten ihren Willen, die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Behörden und ihren Mitarbeitenden zu intensivieren. Eine solche Zusammenarbeit ist unabdingbar, um globale Kriminalitätsformen, wie beispielsweise die internationale organisierte Kriminalität sowie den internationalen Terrorismus, wirksam bekämpfen zu können.

Franco Roberti und Michael Lauber vereinbarten, in regelmäßigen Abständen solche Arbeitstreffen durchzuführen. Solche Treffen dienen dem Meinungsaustausch sowie Strategien zur Bekämpfung der internationalen organisierten Kriminalität zu diskutieren, und gemeinsam festzulegen.

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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Jetzt gehts italienischen Mafia-Bankern an den weißen Kragen

In Italien hat am Mittwoch der größte Prozesse gegen die Mafia seit Jahrzehnten begonnen. Aber nicht in Palermo, dem Heimatland der „Cosa Nostra“, nicht in Neapel, wo die schießwütigen jungen Erben der Camorra-Bosse Angst und Schrecken verbreiten, und auch nicht in Kalabrien, wo die ’Ndrangheta zu Hause ist, die man in Deutschland seit dem Sechsfachmord von Duisburg im August 2007 kennt.

Andrea Bulgarella - Großunternehmer und Mafiaboss


Nein, die knapp 250 Angeklagten von heute stehen im theoretisch mafia-fernen italienischen Norden vor Gericht, in der Universitäts- und Industriemetropole Bologna, und die Justiz musste dort eigens eine Messehalle mieten, weil ihre eigenen Räume für einen solchen Auflauf nicht vorgesehen waren. Die Halle ist sogar für Journalisten abgeriegelt – bei neun Angeklagten hielt man selbst die Käfige im Saal nicht für ausbruchsfest genug: Diese Männer werden nur per Video zugeschaltet.

Angeklagt sind, tja, völlig unverdächtige Leute. Keine Killer, sondern Unternehmer, solche mit dem berühmten weißen Kragen. Und Politiker. Und Journalisten. Sogar einige Polizisten. Alle sollen mitgeknüpft haben an einem großen kriminellen Netz zur gewinnbringenden Erlangung öffentlicher Aufträge, teils auch mit Wahlfälschung in den jeweiligen Gemeinden. Konkret geht es um den Wiederaufbau nach den beiden Erdbeben vom Mai 2012, bei denen zahlreiche Orte nördlich von Bologna und noch mehr Industrieanlagen zerstört wurden. Ferngesteuert wurden die Operationen von einem ’Ndrangheta-Clan aus dem kalabrischen Crotone; und auch in diesem Falle unterhielt mindestens einer der Angeklagten ein Restaurant in Deutschland: in Augsburg, wo der 52-Jährige auch verhaftet wurde.


Matteo Messina Denaro der große Strippenzieher im Hintergrund
seit über 17 Jahren auf der Flucht



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Jetzt geht es dem Finanzkapital an den Kragen

Die Unternehmer sollen die Gemeinden unterwandert und ein System von scheinlegalen Firmen aufgezogen haben. Journalisten, die Wind davon bekamen, wurden bedroht – und andere wurden benutzt: Willig drehten und verbreiteten sie Fernsehinterviews für Lokalsender, in denen sich die Hauptfiguren des Geschäfts mit den besten Projekten für den zügigen Wiederaufbau in Szene setzten.




In diesen Tagen ist auch noch eine der größten Banken Italiens unter Mafia-Verdacht geraten. Die Mailänder UniCredit, zu der die deutsche Hypo-Vereinsbank gehört, soll einem mafianahen sizilianischen Bauunternehmer geholfen haben, seine Schulden von 60 Millionen Euro kostensparend „umzustrukturieren“. So jedenfalls behauptet es die Staatsanwaltschaft in Florenz, und aus der Mailänder UniCredit-Zentrale, so wollen informierte Kreise wissen, fliegen demnächst drei führende Manager, auch wenn die Bank versichert, sie habe „keinerlei Unregelmäßigkeiten“ festgestellt.

Hauptbeschuldigter ist der UniCredit-Vizepräsident Fabrizio Palenzona, der Italiens alten Partei- und Finanzklüngel verkörpert. An ihn soll sich der Baulöwe Andrea Bulgarella gewandt haben. Bulgarella stammt aus Trapani, genau wie Matteo Messina Denaro, der heute als oberster Boss der „Cosa Nostra“ gilt. Was genau der Unternehmer mit dem Boss zu schaffen hat, ist nicht bekannt. Ihn selbst hat niemand verhaftet. Und womöglich sind die Vorwürfe gegen Unicredit auch nur ein Störmanöver kurz vor der Verkündung eines neuen Generalplans für das Geldinstitut, der den Gerüchten nach auch einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen mit sich bringt.

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Mafiaclan zerfällt - Bonanno-Prozess in New York

Der Stoff, aus dem Mafia-Filme sind

Im Saal 8C des Bundesgerichts in Brooklyn, New York, wird der Prozess gegen Mitglieder der Familie Bonanno, eines der mächtigen Kartelle, verhandelt

Gaspare Valenti sitzt so entspannt im Zeugenstand, als wäre dies hier kein Gerichtssaal, sondern sein Wohnzimmer. Ohne die geringste Spur von Erregung erkennen zu lassen, erzählt er von einem Raub, schildert in allen Details, wie er und seine Kumpanen sich ihren Weg bahnten, um im Frachtraum der Lufthansa am New Yorker Kennedy-Flughafen an die Kisten mit den Dollarscheinen zu kommen. Wie er einem Wächter seine Pistole gegen den Kopf schlug, wie kurz darauf ein zweiter auftauchte, dann ein dritter, wie auch sie niedergestreckt und weggesperrt wurden. Als sie die Beute hatten, wussten sie nicht, wohin damit, erinnert sich Valenti. "Bis Vincent rief, bringt es zu Gaspare nach Hause."




Vincent ist Vincent Asaro, 80 Jahre alt, randlose Brille, ein dunkelblauer Pulli überm hellblauen Hemd. In seinem Gesicht arbeitet es, man sieht, wie er sich beherrschen muss, um nicht dazwischen zu rufen. Asaro sitzt auf der Anklagebank im Saal 8C des Bundesgerichts von Brooklyn. Valenti, sein Cousin, ist der Hauptbelastungszeuge. Zwei ältere, gepflegte, unscheinbare Herren, die man sich gut in der Halle eines Bingo-Clubs vorstellen könnte. Dabei waren sie einmal gefürchtete Mafiosi, Mitglieder der Bonanno-Familie, eines der mächtigen New Yorker Kartelle.

Vincent Asaro


In der Nacht zum 11. Dezember 1978 gelang ihnen ein Raubzug, der später die Vorlage für Goodfellas lieferte, einen Film von Martin Scorsese mit Robert De Niro in der Hauptrolle. Im realen Leben ist es das erste Mal, dass einer wegen seiner Rolle bei dem Überfall angeklagt wird. Jimmy Burke, der Drahtzieher, organisiert im Lucchese-Clan, ist tot. Asaro wurde vor 22 Monaten vom FBI abgeführt, nachdem Valenti aus dem Nähkästchen geplaudert hatte.


Zwei Stunden Geld zählen

In jener Dezembernacht 1978 wartete er, eine Meile vom Tatort entfernt, gemeinsam mit Burke in einem Auto. "Was mit dem Geld passieren sollte? Es gab keinen Plan. Der Angeklagte hat kurzerhand entschieden, das bunkern wir jetzt bei Gaspare", sagt Valenti und gibt zu verstehen, dass er sich überrumpelt fühlte. In dem Haus lebten zwei Familien, seine eigene mit vier und die seiner Schwester mit fünf Kindern. Nachts gegen vier trug die Bande fünfzig Kisten in den Keller, dazu Säcke voller Broschen, Goldketten, Armbanduhren. Zwei Stunden lang, erzählt Valenti, hätten sie Scheine gezählt.

Dann wussten sie, dass sie 6,25 Millionen Dollar erbeutet hatten, viel mehr als das, womit sie gerechnet hatten. Irgendwann bemerkte Asaro, das Domizil seines Cousins sei ja nun ein lohnendes Ziel. "Es hat mir Angst gemacht, dabei war ich so glücklich gewesen", sagt Valenti und erzählt, wie er Türrahmen aus- und wieder einbaute, um Bündel Scheine zu verstecken.

Erinnerungen an die Macht

Es ist eine blasse Erinnerung an Zeiten, als die Mafia noch mächtig war, lange bevor am 11. September 2001 die Zwillingstürme in Schutt und Asche fielen und die Angst vor islamistischen Terroristen grassierte, während sich die Angst vor italoamerikanischen Schutzgelderpressern ausnahm wie eine kleine Krimigeschichte von früher. In den Neunzigerjahren drängte Rudy Giuliani, der Bürgermeister, der schon als Staatsanwalt mit unnachgiebiger Härte gegen die Cosa Nostra vorgegangen war, die Kartelle zusehends an den Rand, nicht zuletzt, indem er ihr Monopol bei der Müllabfuhr brach.




Nun lässt das Verfahren in Brooklyn restlos zerbröseln, was an Mafia-Verklärung noch übrig gewesen sein mag.Im Zeugenstand antwortet Gaspare Valenti auf Fragen nach den Stationen seiner Verbrecherkarriere. Es fing damit an, dass er als 22-Jähriger den Auftrag erhielt, eine Leiche unter Beton verschwinden zu lassen, die Leiche eines Lagerhallenbesitzers namens Paul Katz. Asaro betrieb eine Zaunbaufirma, ohne dass es aufgefallen wäre, stand immer ein Lieferwagen mit Sand und Zement bereit, um Opfer der "Familien" unter Beton zu begraben.

Goodfellas nach dem Raubzug


Auch Martin Krugman, einen Friseur, der den Gangstern den Tipp mit der Lufthansa gegeben hatte und der hartnäckig seinen Lohn verlangte. Valenti durfte damals 750.000 Dollar behalten, was nichts daran änderte, dass er bald wieder Schulden anhäufte. Was er besaß, verspielte er auf Pferderennbahnen. Als ihn seine Gläubiger nervten, ließ er Frau und Kinder im Stich und flog nach Las Vegas, in der Hoffnung, noch einmal am ganz großen Rad zu drehen. In Wahrheit stahl er Kreditkarten und kassierte Vermittlerprämien für Kunden, die er zu einem Bordell in der Nähe der Kasinostadt fuhr.


FBI als Rettungsanker

Zurück in New York, brannte er Häuser nieder, um die Versicherung zu betrügen. 2008 begann Valenti mit dem FBI zu kooperieren, wofür er pro Monat dreitausend Dollar kassierte – finanziell sein Rettungsanker. "Das Leben, es geht auf und ab, was willst du machen", philosophiert er, während ihn sein Cousin wütend anstarrt. "Heute bist du mit jemandem Freund, morgen ist er dein Feind." (Frank Herrmann aus New York, 29.10.2015)
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Dienstag, 27. Oktober 2015

Schwerer Mafia-Verdacht gegen Unicredit-Banker

Die Anti-Mafia-Direktion in Florenz verdächtigt den Vizepräsidenten von Unicredit, Fabrizio Palenzona, der angeblichen Begünstigung von Mafia-Geschäften. Die Büroräume Palenzonas wurden bereits durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Der 62-Jährige weist jegliche Beschuldigung zurück. Angeblich hat der Banker die sizilianische Cosa Nostra gefördert, indem er mit dem süditalienischen Unternehmer Andrea Bulgarella kooperierte. Dieser steht im Verdacht, ein enger Mitarbeiter des seit zehn Jahren flüchtigen Mafiabosses Matteo Messina Denaro zu sein. Die Ermittlungen kreisen um mutmaßlich illegale Aktivitäten des Unternehmers in der Toskana.

Mit ihm sind auch seine Vorstandskollegen unter schweren Verdacht geraten. Sie werden sich warm anziehen müssen.




Protest seitens Großaktionären

Der "Fall Palenzona" stand vor wenigen Tagen bei der Unicredit-Verwaltungsratssitzung auf der Tagesordnung. Der Verwaltungsrat hatte den politisch mächtigen Palenzona, der unter anderem auch Präsident des Airports von Rom (AdR) ist, zwar sein Vertrauen ausgesprochen. Aber angeblich sollen die Großaktionäre von Unicredit aufgemuckt haben. Allen voran der größte Einzelaktionär, die Fondsgesellschaft Aabar aus Abu Dhabi. Auch die Europäische Zentralbank soll eine Kopie der von der Bank eingeleiteten Untersuchungen angefordert haben.

Einer der drei Vizepräsidenten von Unicredit, Ex-Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, fordert Klarheit. Es müsse alles getan werden, um den Ruf des Konzerns zu wahren. Er vertritt die Interessen des größten Aktionärs der Bank, des Staatsfonds aus Abu Dhabi Aabar. Das Vertrauen der Aktionäre sei auch im Hinblick auf die Präsentation des Geschäftsplanes am 11. November nötig, der nicht nur einschneidende Maßnahmen bei der Bank Austria, sondern auch Kostenschnitte in Italien, Deutschland und Osteuropa vorsehen soll.

So sollen in Kürze Risk-Manager Massimiliano Fossati und Alessandro Cassati, der für das Corporate und Investmentbanking in Italien zuständig ist, ersetzt werden. Roberto Mercurio, persönlicher Assistent Palenzonas, hatte bisher keine offizielle Position bei Unicredit, soll aber inzwischen zum "unerwünschten Gast" erklärt worden sein. Die Anti-Mafia-Direktion ermittelt auch gegen Mercurio sowie gegen Fossati und Cassati.


Im Mittelpunkt der Ermittlungen in Florenz stehen die Beziehungen zwischen der UniCredit und einem sizilianischen Unternehmer, Andrea Bulgarella, dem Verstrickungen zu der seit Jahren flüchtigen Nummer eins der Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, dem meistgesuchten Kriminellen Italiens, vorgeworfen werden. Der Unternehmer hat 53 Mio. Euro Schulden bei der Bank-Austria-Mutter angesammelt.

Die Vermutungen der Ermittler seien völlig unbegründet, sagte Palenzonas Anwalt Massimo Di Noia. UniCredit zeigte sich überzeugt, dass Palenzona und die anderen Manager alle Vorwürfe klären werden.

Die Carabinieri hatten in den vergangenen Tagen Büros und Privatwohnungen der Manager durchsucht.

Die Florentiner Ermittler, die die Verbindungen der organisierten Kriminalität zur Finanzwelt untersuchen, warne durch ein abgehörtes Telefonat auf Palenzona und die anderen aufmerksam geworden. Im Juni unterhielten sich zwei UniCredit-Mitarbeiter über die Kreditwürdigkeit Bulgarellas, eines Hoteliers aus der sizilianischen Stadt Trapani, der seit langem in der Toskana aktiv ist..



Sonntag, 25. Oktober 2015

Thurgauer Mafia-Bosse in Italien verurteilt

Zwei Italiener mit Wohnsitz im Kanton Thurgau sind in Italien zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Sie waren angeklagt, in Frauenfeld eine Zelle der kalabrischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta betrieben zu haben.



Ein Gericht in Reggio Calabria verurteilte die beiden Männer zu 12 respektive 14 Jahren Haft wegen der Bildung einer mafiösen Vereinigung. Der Staatsanwalt hatte 14 und 16 Jahre Haft gefordert, wie die italienische Nachrichtenagentur AGI berichtete.

Der Fall einer Frauenfelder Mafia-Zelle war im August 2014 bekannt geworden. Damals waren die beiden nun Verurteilten in der süditalienischen Provinz Kalabrien verhaftet worden, zusammen mit weiteren 16 Verdächtigen.

Sie alle gehörten der Thurgauer Mafia-Zelle an, welche seit rund 40 Jahren besteht. Sie soll nach Angaben der italienischen Polizei ein Ableger einer Verbrecherorganisation aus Fabrizia in der kalabrischen Region Vibo Valentia sein. Ihre Mitglieder seien in den 1970er-Jahren in den Kanton Thurgau eingewandert.


Die Verhaftungen im Sommer 2014 seien dank dem Abhören von Telefongesprächen möglich geworden sowie dank einer "ausgezeichneten Zusammenarbeit" zwischen den Schweizer und italienischen Behörden, hielt der Sprecher der kalabrischen Polizei damals fest.

Samstag, 24. Oktober 2015

’Ndrangheta-Mitglieder zu 12 und 14 Jahren Zuchthaus verurteilt

Der italienischen Polizei ist ein Schlag gegen einen an den Mafiamorden in Duisburg beteiligten 'Ndrangheta-Clan gelungen. Die beiden flüchtigen Mafiosi Giuseppe und Antonio Strangio wurden in einem massiv gesicherten Haus in Rom festgenommen, wie die Polizei mitteilte.



 Den 33 und 36 Jahre alten Männern wird unter anderem Drogen- und Waffenhandel sowie Geldwäsche vorgeworfen. Sie gehören nach Angaben der Polizei dem Strangio-Clan der kalabrischen Mafia an, der vor acht Jahren an den Morden beteiligt war. Dabei waren sechs Italiener vor einem Restaurant in Duisburg erschossen worden.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Mafia-Boss aus Russland droht lange Haftstrafe

Fünfeinhalb bis achteinhalb Jahre Haft für die Russenmafia Tambovskaya: Das fordert jetzt die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft in Madrid. Den 27 Mitgliedern der russischen Gruppe, die seit 1996 in Spanien aktiv war, wird unter anderem Geldwäsche in großem Stil vorgeworfen.



Vor allem der Anführer soll sich jetzt vor Gericht verantworten müssen. Der Mafia-Pate Gennadios Petrov war 2008 per Sondereinsatzkommando in seiner Residenz in Mallorcas Calvia festgenommen worden. Entgegen der Auflagen setzte er sich jedoch 2012 nach Russland ab. Ihm droht jetzt die Höchststrafe.



Darüber hinaus müssen alle Angeklagten mit Geldstrafen in Höhe von 100.000 Euro rechnen. Die berüchtigte Tambovskaya-Organisation wird in Russland auch mit Morden und Auftragsschlägereien sowie Schmuggel und Handel von Drogen und Waffen in Verbindung gebracht.

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Prozess um Korruptionsskandal „Mafia Capitale“ in Rom begonnen


In Rom hat am Dienstag der erste Prozess in Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal „Mafia Capitale“ begonnen, der seit Dezember die italienische Hauptstadt erschüttert. Vor Gericht müssen sich der ehemalige Generaldirektor der Müllabfuhrgesellschaft, Giovanni Fiscon, sowie vier weitere Personen verantworten.

Generaldirektor der Müllabfuhrgesellschaft, Giovanni Fiscon

Unternehmer Salvatore Buzzi

Am Prozess nimmt die Gemeinde Rom als Nebenkläger teil. Bei der Affäre geht es unter anderem um Korruption und Manipulation bei Auftragsvergaben sowie um Veruntreuung von öffentlichen Geldern. Der Skandal um die „Mafia Capitale“ geht vor allem auf die Zeit zurück, als der rechtsgerichtete Politiker Gianni Alemanno als Bürgermeister von Rom (2008-2013) im Amt war.


Mafiaboss Massimo Carminati.

Die römische Untersuchungsrichterin Anna Criscuolo lehnte den Antrag vonseiten der Rechtsanwälte der Angeklagten auf Schnellverfahren ab. Sie beschloss, dass sich die fünf Angeklagten in einem gemeinsamen Prozess mit weiteren Schlüsselfiguren in der Affäre, die am 5. November erstmals vor Gericht erscheinen müssen, zu verantworten haben. Zu den Hauptangeklagten zählen der skandalumwitterte Unternehmer Salvatore Buzzi und der im Dezember festgenommene römische Mafiaboss Massimo Carminati.

Die spektakuläre Untersuchung „Mafia Capitale“, die im Dezember 2014 zur Festnahme von fast einhundert Politikern, Mafiabossen und Unternehmern geführt hat, hatte ganz Italien zutiefst erschüttert. Ein Kartell aus mafiösen Firmen hatte sich die Gunst von Funktionären und Politikern erkauft.



Vor zwei Wochen ist Roms Bürgermeister Ignazio Marino zurückgetreten. Er war zwar nicht persönlich in den Skandal verwickelt, doch sein Gemeinderat erlitt einen schweren Imageverlust. Dem 60-Jährigen war unter anderem ein zu lascher Umgang mit dem Mafia-Skandal vorgeworfen worden.

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Mafiamorde in Duisburg - 'Ndrangheta-Brüder verhaftet

Zwei Mafiosi des Strangio-Clans sind in Rom festgenommen worden. Der Clan war vor acht Jahren an den Mafia-Morden im "Da Bruno" in Duisburg beteiligt.



Der italienischen Polizei ist ein Schlag gegen einen an den Mafiamorden in Duisburg beteiligten 'Ndrangheta-Clan gelungen. Die beiden flüchtigen Mafiosi Giuseppe und Antonio Strangio wurden am Dienstag in einem massiv gesicherten Haus in Rom festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Den 33 und 36 Jahre alten Männern wird unter anderem Drogen- und Waffenhandel sowie Geldwäsche vorgeworfen. Sie gehören nach Angaben der Polizei dem Strangio-Clan der kalabrischen Mafia an, der vor acht Jahren an den Morden beteiligt war.

Im August 2007 waren sechs Italiener vor einem Restaurant in Duisburg auf offener Straße erschossen worden. Auslöser soll eine Fehde zwischen zwei 'Ndrangheta-Clans gewesen sein. Der Haupttäter Giovanni Strangio wurde 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Morde zählen zu den schlimmsten Mafia-Taten in Deutschland.


Der 36 Jahre alte Giuseppe und der 33 Jahre alte Antonio Strangio hatten sich in einem unscheinbaren Häuschen hinter hohem Stacheldraht an der Aurelia Antica verschanzt und wurden dort nachts von den Carabinieri überrascht. Einer von ihnen wollte noch vom Grundstück fliehen – ihm wurden aber seine eigenen Schutzmaßnahmen gegen die Polizei zum Verhängnis. Nach kurzem Widerstand war auch er festgesetzt.

Seit Jahren wurden die beiden Brüder und Söhne eines bekannten Verbrechers gesucht. In enger Kooperation zwischen kalabrischer, römischer und nationaler Anti-Mafia-Polizei gelang nun der Schlag. Die beiden reichen Brüder lebten ärmlich auf engstem Raum zusammen. Ihre Küche war auch ihr Wohnzimmer.


Neben dreckigem Geschirr und schmutziger Wäsche zeigte die Polizei einen großen Fernsehbildschirm. Schlafzimmer und Bad wirkten unordentlich. Bislang ist nicht bekannt, wer die Gesuchten versorgte. Man fand bei ihnen 5000 Euro in bar, Kreditkarten und fünf Mobiltelefone. Man wirft ihnen die Zugehörigkeit zum organisierten Verbrechen vor, den Handel mit Rauschgift und Waffen auf internationaler Ebene vor sowie Geldwäsche. Die Ermittlungen liefen weiter auf Hochtouren, heißt es bei der Anti-Mafia-Einheit der Carabinieri.
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Dienstag, 20. Oktober 2015

Super-Mafioso Asaro gefasst

Prozess gegen einen Super-Mafioso: 37 Jahre nach dem Millionenraub auf dem JFK-Flughafen steht Vincent Asaro vor Gericht. Die Beweislage ist erdrückend.
BILD : Dem 80-jährigen Mafioso Vincent «Vinny» Asaro wird in Brooklyn der Prozess gemacht. Bild:Asaro am 23. Januar 2014 nach seiner Verhaftung in New York.

BILD : Dem 80-jährigen Mafioso Vincent «Vinny» Asaro wird in Brooklyn der Prozess gemacht. Bild:Asaro am 23. Januar 2014 nach seiner Verhaftung in New York.

Vor dem Bundesgericht in Brooklyn begann gestern der lang erwartete Strafprozess gegen Mafiaboss Vincent Asaro, einem der Hauptbeteiligten am berühmten Großraub auf dem New Yorker JFK-Flughafen von 1978. Bei dem Überfall auf ein Lufthansa-Cargogebäude am 11. Dezember hatten Gangster fünf Millionen Dollar in bar und Schmuck im Wert von einer Million Dollar erbeutet. Martin Scorcese verewigte die Geschichte im blutigen Film «Goodfellas» von 1990.



Boss: auch der große Boss Thomas (Tommy D) DiFiore ist gefasst


Mit seinem Alter von 80 Jahren schien Asaro aus einer anderen Epoche zu stammen. Obwohl leicht kränkelnd, verfolgte der «Oldfella» die Verhandlung im Gerichtssaal 8C S aufmerksam, schreibt der „Dayli Telegraph.


Ein Gangster durch und durch

Vor der anonymen Jury beschrieb ihn die Staatsanwältin Lindsay Gerdes als führendes Mitglied der Bonanno-Mafiafamilie, einer von fünf in New York tätigen Verbrechersyndikaten. «Der Angeklagte ist ein Gangster durch und durch – er lebte und atmete die Mafia», sagte Gerdes laut dem «Independent». Neben der Beteiligung am Lufthansa-Raub wird Asaro eines Mordes beschuldigt. Zudem soll er Menschen eingeschüchtert, erpresst und beraubt haben. Er plädiert auf nicht schuldig.

Jack Bonaventre - Killer und Leibwächter von Asaro


Beim damals größten Geldraub der US-Geschichte soll der Bonanno-Hauptmann außerhalb des Cargo-Areals in einem Auto gewartet haben. Der Plan sah vor, mit dem sogenannten «Crash Car» falls nötig die Polizei abzulenken. Asaro musste jedoch nicht in Aktion treten: Sechs vermummte, schwer bewaffnete Räuber hielten das Lufthansa-Personal so lange in Schach, bis sie das Lager von Geld und Wertsachen.


Keine Zeugen, keine Anklage

In «Goodfellas» kommt Asaro als Figur nicht vor. Den spektakulären Raub dachte James «Jimmy the Gent» Burke aus, der im Film von Robert De Niro gespielt wird. «Goodfellas» führt vor, wie nach dem Raub ein Beteiligter nach dem anderen entweder verschwindet oder umgebracht wird. Der Mangel an Zeugen ist ein Grund dafür, weshalb der Fall lange zu keiner Anklage geführt hat.
Die Staatsanwaltschaft kann Asaro jetzt einen Strick drehen, weil mehrere Mafiosi zu plaudern begonnen haben. Einige von ihnen sind im Zeugenschutzprogramm und werden vor Gericht gegen Asaro aussagen. «Jimmy the Gent» gehört nicht dazu. Der Kopf des Teams starb 1996 hinter Gittern. Burke soll 1969 mit einer Velokette den Fahrer Paul Katz erwürgt haben. Mit dabei sei ein Mann mit einem Tattoo gewesen, sagte Gerdes in ihrem Eröffnungsstatement. «Der Mann mit dem Tattoo ‹Tod vor Unehre› auf dem Vorderarm sitzt heute im Gerichtssaal. Dieser Mann ist Vincent Asaro.»


Nummer zwei erklärt die Regeln

Für die Verteidigung machte Diane Ferrone geltend, den Zeugen der Anklage sei nicht zu trauen. «Falls nötig lügen sie einander an, und sie lügen, um sich selbst zu retten.» Die Rechtsanwältin versuchte, das von der Anklage angekündigte Beweismaterial infrage zu stellen. Die Staatsanwaltschaft beruft sich in erster Linie auf Hunderte Stunden von Gesprächen, die ein Überläufer mit verstecktem Mikrofon aufgezeichnet hatte.


Goodfellas-Prozess beginnt

Nach den Anfangsbemerkungen der zwei Seiten rief die Anklage als ersten Mann Salvatore Vitale in den Zeugenstand. Die einstige Nummer zwei hinter dem Bonanno-Boss Joseph Massino erklärte den Geschworenen die Regeln der Mafia. Verboten sei, sich mit Bundesfahndern zu treffen, mit der Frau eines anderen Mitglieds zu schlafen und jemanden ohne Erlaubnis zu töten. Die Pflichten seien einfach, sagte Vitale. «Tu einfach, was dir gesagt wird.»

Im Fall eines Schuldspruchs droht Asaro eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.