Mittwoch, 13. Mai 2015

Razzia gegen die Mafia auch in Bonn

von Thorsten Moeck
KÖLN.  Es geht um Scheinfirmen, falsche Rechnungen, Schwarzarbeit, Sozialversicherungsbetrug und Steuervergehen. Die Liste der Vorwürfe gegen mutmaßliche Mitglieder der Baumafia ist lang, der angerichtete Schaden soll im zweistelligen Millionenbereich liegen.





Fünf Verdächtige wurden bei einer Razzia in Deutschland, Italien und den Niederlanden verhaftet. Der Schwerpunkt der Durchsuchungen lag im Rheinland, auch Bonn war dabei. Drei Männer wurden in Hürth verhaftet, ein Italiener (56) soll vom Kölner Stadtteil Nippes aus illegale Machenschaften geleitet haben.

Mit einem Geflecht von Scheinfirmen sollen die Männer das Baugewerbe systematisch unterwandert haben.




Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft den verdächtigen die Gründung von 15 solcher Firmen vor. "Die Lebensdauer lag manchmal nur bei einigen Monaten, dann wurde eine neue Firma gegründet", sagte Staatsanwalt Daniel Vollmert. Dadurch sei die Zahlung von Sozialabgaben umgangen worden. Bei der Razzia wurden mehrere zehntausend Euro Bargeld beschlagnahmt. Auch Waffen und Rauschgift seien entdeckt worden. Geprüft werde nun auch, ob die Verdächtigen mit der italienischen Mafia in direktem Kontakt stehen.

Seit vielen Jahren versuchen die deutschen Ermittlungsbehörden die mafiösen Strukturen im Baugewerbe zu zerschlagen, schon 2001, 2011 und 2013 waren in Nordrhein-Westfalen umfangreiche Durchsuchungen erfolgt. Erst voriges Jahr waren am Kölner Landgericht Beschuldigte verurteilt worden. Auch in Bonn wurden Mitglieder der Baumafia in Haft geschickt.



Nun haben die Beschuldigten offenbar nach ähnlichem Muster den Staat betrogen. Die Scheinfirmen sollen falsche Rechnungen erstellt und diese an andere Firmen verkauft haben. Gegen eine Provision sei das überwiesene Geld in bar zurückerstattet worden. Hiervon seien anschließend Bauarbeiter angeheuert und schwarz bezahlt worden.


Um bei Baustellenkontrollen nicht aufzufallen, seien einige Arbeiter zum Schein bei der Sozialversicherung angemeldet worden. Weil die Firmen jedoch schnell wieder verschwanden, seien Sozialabgaben letztlich nicht entrichtet worden.
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