Donnerstag, 31. Juli 2014

Die Bunker der Mafia / VIDEO

Die Ndrangheta ist die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Gesteuert wird sie aus Geheimverstecken. In unterirdischen Bunkern, die durch ganz normale Wohnungen zugänglich sind, verstecken sich die Bosse vor der PolizeiGesteuert wird die Organisation aus Geheimverstecken, denn der italienische Staat jagt die Bosse.






Sie sind reich, mächtig und verfügen über exzellente Verbindungen zu Drogenkartellen weltweit. Doch öffentlich sehen lassen können sich die führenden Köpfe der Ndrangheta nicht. In unterirdischen Bunkern, die durch ganz normale Wohnungen zugänglich sind, müssen sich die Bosse vor der Polizei verstecken. Die Region Kalabrien dient ihnen dabei nicht nur als Drehkreuz für den Drogenverkehr von Südamerika nach Europa, sondern auch als erstklassiges Versteck. Hier leben die Bosse von vielen Bürgern geduldet und geschützt durch die Omertà, das traditionelle Schweigegelübte.

Dieses Video zeigt die Verhaftung von Saverio Trimboli, einer der Hundert gefährlichsten Bosse der 'Ndrangheta... Er hielt sich in einem unterirdischen Bunker auf, den die Cacciatori (Mafia-Jäger) nur durch Zufall aufgespürt haben.




Von diesen Bunkersystemen gibt es Tausende, die von den Mafiosi angelegt wurde. Meist sind sie perfekt getarnt und nur mit intelligenter Technik zu finden. Die Carabinieri schätzen, dass in Sizilien die meisten Bosse in Notfällen über unterirdischen Bunker verfügen.
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Neue Verhaftungswelle unter Mafia-Frauen

die Mafia-Patinnen übernehmen mehr und mehr die Geschäfte ihrer einsitzenden Männer. Diese Entwicklung nimmt laut Polizeiangaben inzwischen dramatische Züge an, weil die Frauen oft erheblich brutaler, kaltblütiger und raffinierter die Macht ihrer Männer bewahren oder durchsetzen.








Mit diesen Damen war gar nicht gut Kirschen essen, wenn man ihnen in die Quere kam. Mit gnadenlosem Durchsetzungsvermögen trieben sie Schutzgelder in Millionenhöhe ein. Insgesamt gehen 7 Exekutionen auf ihr Konto....
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Mafia schert sich nicht um den Papst

Zweimal trat Papst Franziskus in kurzem Abstand gegen das organisierte Verbrechen auf, zweimal kam prompt die Antwort: Prozessionen verharren an den Wohnsitzen der Mafia-Bosse, um sie zu ehren. So jüngst im sizilianischen Hauptort Palermo.


Alessandro D’Ambrogio (links)
einer der gefährlichsten Mafia-Bosse der Camorra.
Noch heute regiert er aus dem Gefängnis heraus, obwohl er im Hochsicherheutstrakt
von Novara einsitzt.


Florenz. Noch vor zwei Jahren reihte sich Alessandro D’Ambrogio noch stolz unter die Träger der Madonna del Carmine ein. D’Ambrogio, einer der sieben wichtigen Paten der Cosa Nostra, führte die Prozession von Palermo durch das Stadtviertel Ballarò – benannt nach dem gleichnamigen Markt – an. In diesem Jahr musste er auf die Teilnahme verzichten: Er sitzt im Hochsicherheitstrakt von Novara ein, weggesperrt nach Artikel 41, der eine Sicherheits- und Isolationsverwahrung für Mafiabosse vorsieht.


Diese Camorristi trugen vor zwei Jahren das Madonna-Figur durch die palermitische Altstadt. Die meisten von ihnen sitzen inzwischen ein.

Kirche und Mafia gehen in Sizilien schon seit jeher eine enge Verbindung ein. Die Mafia unterstützte den Klerus mit großzügigen Spenden, im Gegenzug konnte sich die Kirche vor zu viel Einfluss der Kommunisten schützen. Prozessionen in Süditalien standen deshalb oft und lange unter dem Einfluss der Mafia. Zugleich erwarben sich die Mafiosi durch Teilnahme Legitimation von oben und in der Bevölkerung, als gottesfürchtige Mitbürger.


Ehre den Mafia-Bossen

Am vergangenen Sonntag führte die Prozession der Heiligen Maria vom Karmelberg wiederum durch die Gassen des Marktviertels. Vor einem Begräbnisinstitut, das D’Ambrogios Familie gehört, rief eine Stimme: „Halte inne!“. Und die Madonna verharrte für eine Ehrenminute vor dem Haus des Paten.


Mafia und die Kirche... ein packender Thriller

Erst vor wenigen Wochen hatte ein gleicher Vorfall Aufregung in Italien ausgelöst: in der `Ndrangheta-Hochburg Oppido Mamertina (Reggio Calabria) hielt der Prozessionszug ehrerbietig vor dem Gebäude, in dem der 82-jährige `Ndrangheta-Boss Giuseppe Mazzagatti seinen Hausarrest verbüßt.


Antwort auf den Bann des Papstes

Vor den beiden Fällen war Papst Franziskus gegen das organisierte Verbrechen aufgetreten. Erst am 21. Juni hatte er auf einer Messe in Kalabrien gegen die `Ndrangheta gewettert und die Mafiosi exkommuniziert. Am vergangenen Wochenende besuchte er die Provinz Caserta, das von der Camorra heimgesuchte „Feuerland“. Ohne dabei die Mafia direkt anzusprechen, stellte er sie erneut an den Pranger: Man müsse gegen jede Gewalt vorgehen, gegen jede Verbrechen an der Umwelt, gegen Korruption und Demütigung der Menschen.

Die Camorra, vor allem die Clans der Casalesi, hatten in der Region Flächen von Landwirten erworben, um sie in Mülldeponien umzuwidmen. 


Verhaftete Mitglieder des Casalesi-Clans, der mehr als 300 Mafiosi umfasst


Über Quadratkilometer ist der Feuerschein des brennenden Giftmülls zu sehen. Das Grundwasser und die gesamte Umwelt sind verunreinigt. Gesundheitsschäden und eine höhere Sterblichkeit aktenkundig.

Mit den beiden Ehrerbietungen der Marien-Prozessionen vor den Häusern der Bosse erwidern die Mafien die Aktivitäten des Kirchenoberhauptes gegen das organisierte Verbrechen.


Katholizismus ist Basis der Mafia

Gottesfürchtigkeit der Bosse und ihre Treue zur katholischen Kirche gehören zu den Mythen von Cosa Nostra, Camorra, `Ndrangheta und der Santa Corona Unita. Sie richten die Prozessionen aus, spenden Geld für religiöse Feste und auch zum Erhalt der Kirchen. Wie die katholische Kirche, so verlangt auch das organisierte Verbrechen Gehorsam und die strikte Achtung der Hierarchie.

Indem sie sich gottesfürchtig und den Gesetzen der Kirche untertan geben, fordern die Bosse nicht nur die Achtung der Clanmitglieder, sondern auch der Einwohner der Gemeinden ein. Stellt der Papst die Mafiosi außerhalb der christlichen Reihen, nimmt er ihnen auch die Achtung (und vielfach den Schutz) der Bevölkerung. Es gehört also zu den Überlebensstrategien der Clans und der häufig flüchtigen Paten, sich treu zur Kirche zu verhalten. Mafia und Kirche sind in Süditalien eng vereint.





Bischof sagt Prozessionen ab

Im Bewusstsein dessen, wie schwer ähnliche Vorfälle wie die „Verbeugungen der Madonna“ sowohl in Oppido Mamertina als auch in Palermo zu verhindern sind, hatte der Bischof Francesco Milito alle weiteren Prozessionen abgesagt. Eine hilflose Geste, die zeigt, dass die Kirche einer Umsetzung der Worte Franziskus noch weit entfernt ist.


 Leoluca Orlando - Bürgermeister von Palermo


Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, bekannt als Anti-Mafia-Anwalt, kündigte hingegen eine weitgehende Untersuchung des Vorfalls an. Auch der Staatsanwalt des sizilianischen Hauptortes, Francesco Messinea, erklärte, man werde untersuchen, wer den Stopp der Prozession vor dem Haus D’Ambrogios organisiert hat.



4 große Mafia-Romae - Droemer Knaur


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Mittwoch, 30. Juli 2014

Neue Camorra-Fehde in Scampia

 4 Festnahmen wegen vorsätzlichen Mordes





Vier Camorra-Mitglieder wurden gestern in Neapel festgenommen. Es handelt sich dabei um den berüchtigten Amato-Pagano-Clan und die Gruppe der Vanella Fette, die wegen vorsätzlichen Mordes und illegalen Besitzes und Tragen von Schusswaffen gesucht wurden.

Außerdem verstießen sie gegen das Kriegswaffengesetz. Bei den Mafiosi wurden unter anderem Panzerfäuste und Schnellfeuerwaffen gefunden.


Unter den Mitgliedern der Mafiaclans ist erneut ein erbitterter Kampf aufgeflammt, in der es um die Kontrolle und Vorherrschaft im Drogenhandel geht. 
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Organisierte Kriminalität in Berlin steigt

Ob Drogen- Menschen-, und Waffenhandel, Gewalt - oder Wirtschaftskriminalität. Die Orgnisierte Kriminalität nimmt zu in der Hauptstadt. Das geht aus einer Anfrage von Benedikt Lux, sitzt für die Grünen im Abgeordnetenhaus, an die Senatsinnenverwaltung hervor.




So wurden in den Jahren 2012 und 2013 48 bzw. 62 Fälle Organisierter Kriminalität von der Berliner Polizei erfasst. Die Zahl aller Tatverdächtigen für Berlin betrug 466 im Jahr 2012, im Jahr 2013 waren es 557 Tatverdächtige. Für die Bearbeitung eines Falles braucht die Polizei im Durchschnitt 15 Monate.

Interessant in der Antwort der Innenverwaltung ist die Feststellung, dass auch die enorme Steigerung der Wohnungseinbrüche sowie der KFZ-Diebstähle "in Teilen auf bandenmäßig agierende Täter zurückzuführen" ist.

Viele Täter stammen dabei aus Osteuropa, die ihre Beute umgehend ins Ausland schaffen. Meist agieren sie hochprofessionell und sind mit modernster Technik ausgerüstet. Die Hintermänner agieren aus dem Ausland, sind kaum zu fassen, höchstens einmal durch die intensive Mithilfe der Polizei des Herkunftslandes.

Im Bereich der Schleuserkriminalität gab es von 2012 zu 2013 nur einen leichten Anstieg der Fallzahlen - von 320 auf 330 an. Leicht abgenommen hat das gewerbs- und bandenmäßigen Schleusen - 2012 gab es 45 Verfahren, 2013 nur noch 40.


Vor allem bei Diebstählen an und aus Autos wurde mit einer Zunahme um 16,8 Prozent auf 36.034 Fälle wieder das Niveau des Jahres 2006 erreicht
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Ehemalige Mafia-Anwesen als Urlaubsziel


Eine Delegation der Genossenschaft “La pecora nera”, die das Geschäft von “Libera Terra” in Bozen betreibt, nimmt derzeit an einem Sommercamp von „Libera“ in Neapel teil.
Einige Mitglieder, Mitarbeiter und Freunde der Genossenschaft „La pecora nera“ werden in diesen Tagen eine Reise nach Scampia und Chiaino antreten, um diese Stadtviertel von Neapel kennenzulernen, die als Orte der organisierten Kriminalität bekannt sind.




Es ist eine Reise, um die Vorurteile und Klischees abzubauen: Die Teilnehmer können, wenn sie möchten, auch auf einem konfiszierten Mafia-Hof in Chiaiano arbeiten und bei der Renovierung eines alten Schulgebäudes in Scampia mithelfen. Die Schule wurde im Jahr 2006 aufgegeben und wurde so zu einem Zufluchtsort der Camorra und zu einem Stützpunkt der Drogenhändler.

Im Jahr 2012 kam dann die Wende – das Gebäude wurde dem Verein „Libera“ übergeben, der hier eine Wohngemeinschaft  für Minderjährige mit familiären Problemen aufbauen möchte.

In Bozen werden Produkte von “Libera Terra” verkauft, letztere werden auf den beschlagnahmten Mafia-Grundstücken in der Provinz Caserta angebaut. Für die Herstellung der Marmelade NCO, die im Geschäft in der Freiheitsstraße verkauft wird, werden zum Beispiel Pfirsiche aus Chiaiano benutzt.

Die Genossenschaft „La Pecora Nera“ wird ab nächstes Jahr auch „antimafia Reisen“ für Erwachsene nach Scampia und anderen Orten Süditaliens organisieren.

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Mafia vereinnahmt die Kirche

Es geschah in Palermo: Während der alljährlichen Prozession zu Ehren der Madonna del Carmine verweilten die Männer mit der gold schimmernden Marienstatue minutenlang vor dem Bestattungsinstitut eines Mafioso. Die katholische Kirche ist entsetzt.





Madonna und Mafia sollten eigentlich in getrennten Welten leben. Doch nun sind sie zusammengebracht worden. Trotz aller Bekenntnisse der katholischen Kirche gegen das organisierte Verbrechen; und trotz der jüngsten Erklärung von Papst Franziskus, Mafiosi seien exkommuniziert.

Es geschah am Sonntagabend im volkstümlichen Ballarò-Viertel von Palermo. Die alljährliche Prozession zu Ehren der Madonna del Carmine schob sich durch die feiernde Menge. Mitglieder einer katholischen Bruderschaft trugen die gold schimmernde Marienstatue vor sich her. 




Plötzlich rief einer der Männer: "Haltet an!" Die Prozession verweilte minutenlang vor dem Betrieb des örtlichen Mafiabosses Alessandro D'Ambrogio. Es ist, sinnigerweise, ein Bestattungsinstitut. Darin hatte sich der Pate, einer der neuen Anführer der palermitanischen Cosa Nostra, oft mit Vertrauten getroffen. Nun sitzt er in Norditalien in Einzelhaft. An der Prozession konnte er diesmal nicht teilnehmen. Doch seine Anhänger sorgten dafür, dass ihm die Madonna die Ehre erwies.


Fromme Mafiamitglieder

Die Kirche reagierte aufgeschreckt. Der zuständige Priester, Pater Vincenzo, sprach von einem "anormalen Halt". Dabei habe er die Bruderschaft gebeten, solche Gesten zu unterlassen. Der Kardinal von Palermo hatte sogar einen Aufseher entsandt, um zu verhindern, dass die Madonna von der Mafia vereinnahmt wird.




In früheren Zeiten war die katholische Kirche in Süditalien da weitaus nachlässiger. Jahrzehntelang pflegten dort Mafiosi und etliche Kirchenmänner mehr als nur eine friedliche Koexistenz in gemeinsamer Feindschaft gegen die Kommunisten. Die Mitglieder der sizilianischen Cosa Nostra oder der kalabrischen 'Ndrangheta gaben sich als fromme Katholiken, gingen regelmäßig in die Messe und spendeten eifrig. Manche Pfarrer erteilten ihnen ihren Segen, ließen sie vorn bei Prozessionen mitlaufen und spendeten ihnen so in den Augen der Menschen Legitimität. Einige Kirchenvertreter leugneten oder verniedlichten die Mafia. Doch es gab auch andere, die ihren Einsatz gegen die Verbrecher mit dem Leben bezahlten.




Unter Papst Johannes Paul II. und seinen Nachfolgern wandte sich die Kirche dann insgesamt energischer gegen die Clans. Unvergessen in Italien ist der Besuch Johannes Pauls im Frühjahr 1993 in Agrigento. Mit erhobener Faust und bebender Stimme rief er den Mafiosi zu: "Kehrt um! Eines Tages wird euch das Jüngste Gericht Gottes einholen!"
Diesen Juni hatte dann sein Nachfolger Franziskus einen starken Auftritt gegen die 'Ndrangheta. Doch dies beeinflusst längst nicht alle Katholiken im Süden Italiens. Anfang Juli geriet eine Marien-Prozession im kalabrischen Oppido Mamertina auf Abwege. Die Träger hielten vor der Wohnung eines Mafioso, der dort im Hausarrest saß, und ließen die Madonna sich verbeugen.

Der Aufschrei in Italien war groß, etliche Politiker forderten Konsequenzen. Die Justiz leitete Ermittlungen ein, während die Bischofskonferenz klarstellte, nicht die Madonna, nur die Statue habe sich vor dem Mafioso verneigt. Etliche Prozessionen im Süden wurden von der Kirche verboten. Doch nun ist es in Palermo wieder passiert. "All das wird sich ändern", verspricht Papst Franziskus. Sein Wort in Gottes Ohr.


http://www.sueddeutsche.de/panorama/italien-mafia-vereinnahmt-madonna-1.2068458

Dienstag, 29. Juli 2014

Marienprozession in Palermo huldigt Mafiaboss

In Süditalien hat erneut eine kirchliche Prozession einem Mafiaboss gehuldigt. In Palermo hielt ein Umzug mit einer Marienstatute einige Minuten vor dem Bestattungsinstitut eines inhaftierten Clan-Chefs an, wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag berichtete. Vor dem Haus hätten Verwandte des Mafioso den Trägern der Madonnenstatue zwei Kinder gereicht, die das Standbild küssen sollten. Die Prozession im Stadtteil Ballaro fand demnach am Sonntag statt. Der 41 Jahre alte Alessandro D'Ambrogio gilt laut der Zeitung als einer der gefährlichsten Mafiabosse von Palermo.




Ein ähnlicher Vorfall im süditalienischen Oppido Mamertina am 2. Juli hatte in Italien großes Aufsehen erregt. Die Bischofskonferenz zeigte sich empört. Papst Franziskus hatte im Juni im süditalienischen Kalabrien das organisierte Verbrechen angeprangert und gesagt, dass Mafiosi exkommuniziert seien. Am vergangenen Samstag hatte er in der Mafia-Hochburg Caserta dazu aufgerufen, Kirchenfeste auf ihren religiösen Kern zu beschränken und nicht durch fremde Elemente zu beeinträchtigen.


Hier sind sie versammelt, die Stadtteilbosse der Mafia. Mitten in Palermo werden hier
die dicken Geschäfte abgehandelt.


Es sei ein "anomaler" Halt gewesen, zitierte die Zeitung den zuständigen Geistlichen aus Palermo, Bruder Vincenzo. Der Priester hat nach eigenen Angaben vor der Prozession versucht, einen solchen Vorfall zu vermeiden. "Ich habe gewisse Dinge so freundlich wie möglich gesagt, um Reaktionen zu vermeiden, aber ich habe sie gesagt", rechtfertigte sich der Ordensmann. Nach dem Bericht hatte der Kardinal von Palermo, Paolo Romeo, einen Beobachter zu der Prozession entsandt, um auf deren ordnungsgemäße Durchführung zu achten.

Die Organisatoren von Marienprozessionen in Süditalien sind vor allem katholische Bruderschaften. Diese sind häufig von der Mafia unterwandert, die solche Anlässe zur Selbstdarstellung nutzt. Einige Prozessionen wurden in den vergangenen Monaten aus diesem Grund abgesagt.


Montag, 28. Juli 2014

Papst im Feuerland

Terra dei fuochi - Feuerland haben die Bewohner den Landstrich bei Neapel getauft. Hier verbrennt die Camorra, die Mafia Kampaniens, auf illegalen Deponien Giftmüll. Kinder sollen bereits an den giftigen Ausdünstungen oder am Konsum von Lebensmitteln, die auf verseuchten Böden angebaut wurden, gestorben sein.




Am Wochenende war auch Papst Franziskus zum ersten Mal zu Besuch vor Ort. Eindringlich verurteilte der Papst die Aktionen der Mafia und appellierte an Legalitäts-Bewusstsein und Gemeinsinn. Es ist das zweite Mal, dass Franziskus innerhalb von wenigen Wochen die Mafia attackiert.

Bereits vor vier Wochen bezeichnete er in Kalabrien Mafiosi als "exkommuniziert". Es fällt insgesamt auf, dass Franziskus für seine Reisen innerhalb Italiens vor allem Ziele wählt, die nicht auf den üblichen, ausgetretenen Pfaden liegen. Die symbolträchtigsten Orte dieser Besuche an der Peripherie waren die durch das Flüchtlingsdrama bekannt gewordene Mittelmeerinsel Lampedusa, das erste Reiseziel dieses Papstes überhaupt. 




Später folgten Kalabrien und jetzt Caserta in Kampanien. Franziskus kommt damit seiner eigenen Forderung nach, die Kirche müsse an die Grenzen der menschlichen Existenz gehen. Heute kehrt Franziskus erneut nach Caserta zurück. In einer privaten Visite besucht er seinen Freund Giovanni Traettino, Pastor einer evangelischen Pfingstkirche.

Die Aktion bringt dem Papst in konservativen Kreisen viel Kritik ein. Auch diese Annäherung an die aus katholischer Sicht religiöse Peripherie gehört zum Programm des Papstes.
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Sonntag, 27. Juli 2014

Papst im verseuchten Land der Camorra

Es könnte so schön sein. Eine Kleinstadt im Süden Italiens. Ein Bourbonenschloss, erbaut nach dem Vorbild von Versailles, eingebettet in einem der größten Parks Europas.




Doch der Eindruck trügt. Caserta in Kampanien, nördlich von Neapel, ist ein Ort der Krise. Stadt und Provinz befinden sich im Würgegriff der organisierten Kriminalität. Die Camorra hat auf den Ackerflächen ringsum giftigen Müll entladen und verbrannt. Die Erde ist verseucht. "Terra dei Fuochi", "Erde des Feuers", wird die Gegend deshalb genannt.




Nicht nur das. Im nahegelegen Castel Volturno zogen im Juli Immigranten durch die Straßen, zündeten Autos an und lieferten sich Scharmützel mit der Polizei, nachdem auf zwei junge Ivorer geschossen worden war. Und als ob das noch nicht reichen würde: Lehrlinge, Schulabgänger und Universitätsabsolventen finden keine Stelle. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 60 Prozent.


Mafia, Müll, Meutereien

Mafia, Müll, Meutereien der Flüchtlinge und miese Perspektiven für den Nachwuchs – Papst Franziskus dürfte sich deshalb dafür entschieden haben, die Messe in Caserta zu feiern.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche will ein Zeichen setzen und den Menschen in der schwierigen Zeit Mut machen. Es ist wohl auch eine persönliche Hommage an einen mutigen Geistlichen. Vor fast genau 20 Jahren wurde Don Giuseppe Diana umgebracht. Der Priester aus Casal di Principe, einem Ort westlich von Caserta, war in den 90er-Jahren einer der lautstärksten Anti-Mafia-Kämpfer in der katholischen Kirche.

Franziskus flog am Nachmittag mit dem Helikopter aus Rom ein. Dabei passierte er auch die Terra dei Fuochi. "Es ist schrecklich, dass eine solch schöne Landschaft ruiniert wird. Es herrscht kein Respekt für die Umwelt, es herrscht ein Klima des Gesetzesbruchs", soll der Papst laut Angaben seiner Begleiter gesagt haben. Unter den Reisenden befand sich unter anderem der Substitut des Vatikanischen Staatssekretariates, Giovanni Angelo Becciu.

Um 18.00 Uhr begann die Zeremonie auf der Piazza Carlo III. vor dem barocken Königspalast, "Reggia di Caserta" genannt, vor einer gigantischen Menschenmasse. Die Besucherzahl wurde auf 200.000 geschätzt. Geschwenkt wurden argentinische und auch ukrainische Flaggen. Immigranten aus Castel Volturno hielten ein Transparent hoch. Darauf war zu lesen: "Vereint gegen die Camorra und Rassismus".


Caserta Citta Vecchia


Papst Franziskus wandte sich in seiner Predigt den Immigranten zu. "Die Gegenwart von Jesus Christus verändert unsere Existenz. Sie macht uns offen für die Bedürfnisse unserer Brüder. Sie lädt uns dazu ein, jeden anderen zu empfangen, auch den Fremden oder den Immigranten."

Auch die Themen Kriminalität und Umweltschutz griff er auf. "Man muss den Mut aufbringen, nein zu sagen zu jeder Form der Korruption und Gesetzlosigkeit", sagte Papst Franziskus unter dem Beifall der Zuhörenden. "Man muss sich für die Umwelt einsetzen, um die Gesundheit seiner Mitmenschen zu gewährleisten. Wir wissen alle, wie der Name dieser Korruption und Illegalität lautet."


Ein Lichtblick im Regen

Angereist waren die Menschen mit Pkws, Bussen und Bahnen aus dem ganzen Land. Um den Ansturm zu bewältigen, richtete die italienische Bahn Sonderfahrten ein. Die Menschen trotzten dem schlechten Wetter. Auf der Piazza Carlo III. in Caserta spannten die Besucher ein Heer an Regenschirmen auf. Die meisten schützten sich mit Plastikumhängen vor dem Wolkenguss. Als Papst Franziskus das Wort ergriff, kam allerdings die Sonne heraus.

Es ist ein verregneter Sommer in Italien. Am Samstag war der Niederschlag teilweise so stark, dass Flüsse über das Ufer traten. Besonders betroffen war Mailand. Der Norden der lombardischen Metropole wurde in Teilen durch den Fluss Seveso überschwemmt. Im Zentrum Mailands in der Nähe der Porta Romana tat sich im Asphalt ein zwölf Meter tiefer und sechs Meter breiter Schlund auf. Mehrere Straßen und Plätze wurden gesperrt.

Der Süden Italiens liegt Papst Franziskus am Herzen. Die Themen Immigration und organisierte Kriminalität sind ihm wichtig. In diesem Jahr besuchte der Pontifex bereits die Mittelmeerinsel Lampedusa, die für afrikanische Flüchtlinge das Tor zu Europa ist, Cagliari auf Sardinien und die Region Kalabrien, die eine Hochburg der 'Ndrangheta ist. Die Clanorganisation dominiert den Verkauf von Kokain und ist international präsent, auch in Deutschland hat sie Fuß gefasst.

Papst Franziskus wirbt für mehr Toleranz gegenüber den Flüchtlingen und verurteilt kriminelle Umtriebe. In Kalabrien verstieß er Mafiosi aus der christlichen Gemeinschaft. "Diejenigen, die den Weg des Bösen gehen, so wie es die Mafiosi tun, sind nicht in der Gemeinschaft mit Gott. Sie sind exkommuniziert", sagte Papst Franziskus.


Pommes in der Kantine

Reisen in Krisengebiete, klare Worte – Papst Franziskus sucht die Nähe zu den einfachen Menschen. Manchmal tut er das auch vollkommen unerwartet. Am Freitag stellte sich der Pontifex unangemeldet in der Kantine des Vatikans an. Er lud sich einen Stück Kabeljau, Pasta, gegrillte Tomaten und einige wenige Pommes auf sein Tablett.

Kassiererin Claudia Di Giacomo sei so baff gewesen, dass sie sich nicht getraut habe, ihm die Rechnung auszustellen, schrieb die Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano". Statt zu bezahlen, spendete Franziskus einen päpstlichen Segen. Während des Essens plauderte er mit Lagerarbeitern der Vatikan-Apotheke. Anscheinend auch über Fußball. Schließlich ist Papst Franziskus Fan des runden Leders und glühender Anhänger des argentinischen Vereins San Lorenzo de Almagro.

Auch gegenüber anderen Religionen zeigt sich Papst Franziskus gesprächsbereit. Schon am Montag wird Papst Franziskus nach Caserta zurückkehren. Dieses Mal aber strikt privat. Der Pontifex wird seinen Freund Giovanni Traettino treffen, der in Caserta Pfarrer ist. Traettino gehört der Pfingstkirche ein, einer evangelischen Freikirche. Die beiden werden gemeinsam in der Kirche Chiesa della Riconciliazione beten und danach zu Mittag essen.
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