Mittwoch, 30. April 2014

Die Mafia-Bosse sitzen in den Banken

"Die Mafia ist keine tropische Krankheit. Die Paten mögen aus dem warmen Süden kommen, doch für ihr Überleben brauchen sie die Banken im kalten Norden." Leoluca Orlando muss es wissen. Er entstammt einer der ältesten sizilianischen Adelsfamilien, geboren in der Mafia-Hochburg Corleone, er war von 1993 bis 2001 Oberbürgermeister von Palermo und sitzt jetzt im römischen Parlament. 

Von allen Titeln, die ihm verliehen wurden, trägt er "Mafiajäger" am stolzesten. Viele Mafiagrößen hat er dingfest gemacht, doch sein größter Erfolg ist wahrscheinlich, dass er noch lebt. Ausgefochten ist Orlandos Kampf gegen die Mafia aber noch nicht. "Ich bin überzeugt davon, dass wir die modernen Paten in den großen europäischen Banken suchen müssen", sagte er am Donnerstag bei den vom Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) veranstalteten Sicherheitstagen in Saalfelden.


Leoluca Orlando


Auf welche Bereiche sich die organisierte Kriminalität künftig konzentrieren wird, beschreibt auch der neue Europol-Lagebericht. Groß im Kommen ist zum Beispiel Mehrwertsteuerbetrug und hier vor allem der länderübergreifende Handel mit Emissionszertifikaten. "Jemand registriert sich national als Trader, erwirbt in einem anderen Land steuerfrei die in der Industrie heißbegehrten Zertifikate, geht damit woanders an die Börse und kassiert dann die Mehrwertsteuer", umriss Europol-Sprecher Gerald Hesztera die einfach anmutende Methode. Pro Jahr entstehe dadurch bereits ein Schaden von 100 Milliarden Euro.

Auftauchen von gefälschten Medikamenten im normalen Handel. Ein Apotheker aus Großbritannien fiel aus allen Wolken, als die staatliche Kontrollagentur in seinen Regalen ein gefälschtes und völlig unwirksames Krebsmedikament fand. "Das bedeutet, dass es den Fälschern gelungen ist, sich in die legale Distribution einzuklinken", so Hesztera.

Der Fall zeige deutlich, wie gefährlich Produktpiraterie sein könne. Hesztera: "Es geht nicht nur um das nachgemachte Lacoste-Shirt, sondern auch um essenzielle Produkte wie Autobremsanlagen und Flugzeugersatzteile." Größte Umschlagplätze für minderwertige Fälschungen seien die Häfen von Rotterdam und von Konstanz.


Gewalt gegen Gesellschaft 

Bei seinen Analysen hat das europäische Polizeiamt auch den Typus "Gewalt gegen die Gesellschaft" eingeführt. Dabei handelt es sich gewissermaßen um ein Branding mit bekannten Kriminalitätsgruppen. Die Mafia verleiht quasi ihren Namen an andere Gruppierungen, die dafür Franchise-Gebühren zahlen. Dadurch entsteht ein loses Netzwerk von Organisationen, das global agieren kann. Korruption auf hohem Level gehört ebenso dazu wie Gewalt gegen Richter, Zeugen und Staatsanwälte, um eine Verfolgung zu verhindern.


Zivilcourage ist für Leoluca Orlando das beste Mittel gegen mafiöse Strukturen. "Corleone galt jahrzehntelang als die sicherste Stadt Italiens, weil die Statistik keine Verbrechen aufwies. Dabei wusste jeder, dass die Mafia mordet. Als die Menschen nicht mehr schweigen wollten, brach das Krebsgeschwür schließlich auf.

Dienstag, 29. April 2014

Der schwierige Kampf gegen die Mafia

Italienische Strafverfolger halten die deutschen Gesetze für unzureichend. Doch in Solingen profitiert ein Verdächtiger auch von der italienischen Justiz. Ein Gespräch mit Palermos Generalstaatsanwalt Roberto Scarpinato.


Der Generalstaatsanwalt von Palermo, Roberto Scarpinato


Der Generalstaatsanwalt von Palermo, Roberto Scarpinato, weiß, warum die Mafia nach Deutschland drängt: „Die Mafia handelt wie ein Unternehmen. Sie breitet sich dort aus, wo es ihr die Gesetze eines Landes leicht machen, Investitionen zu machen und Geld zu waschen, wo Eigentum nur schwer beschlagnahmt werden kann.“ Wie schwer es für die deutschen Behörden ist, Mafiosi zu verfolgen erläutert Scarpinato am Beispiel von Antonio Rossi*. Der wohnt in Solingen, führt ein Lokal und lebt weitgehend unbehelligt von der Justiz. Scarpinato kennt ihn trotzdem, denn in Italien wurde Rossi in erster Instanz zu 23 Jahren Haft verurteilt.

„Antonio Rossi kontrollierte in Deutschland und Italien ein Netz von Firmen und Strohleuten, um Drogenhandel zu verschleiern. Die deutschen Behörden haben es aber nicht geschafft, durchgängige Abhörmaßnahmen gegen ihn in Gang zu setzen.“ Die deutsche Polizei stoppte die Ermittlungen. Langfristige und weitreichende Lauschangriffe sind nur bei einer geringen Anzahl von Vergehen gestattet.
Antonio Rossi

Das Anti-Mafia-Büro in Palermo nahm die Ermittlungen auf. Nach zwei Jahren Abhören wurden fast 50 Personen verhaftet. Antonio Rossi wurde keine direkte Mitgliedschaft in der Mafia vorgeworfen. Aber seine Nähe zur Mafia ist im anschließenden Verfahren deutlich geworden. So ist er mit den Paten eines brutalen Clans verwandt, der dutzende Morde verantwortet.


Zentrale der Anti-Mafia-Polizei in Rom


Lauschangriffe werden in Deutschland nur selten genehmigt Scarpinato hält die deutsche Gesetzgebung für unzureichend: Zunächst gibt es, anders als in Italien, keinen Straftatbestand der Mitgliedschaft in der Mafia. In Deutschland gibt es zwar den Tatbestand der kriminellen Vereinigung. Doch um hier ein Verfahren zu eröffnen, müssen dieser in der Regel erstmal kriminelle Handlungen nachgewiesen werden. Aber Lauschangriffe werden genauso selten genehmigt wie Hausdurchsuchungen. Schwere Straftaten werden so erst gar nicht entdeckt.

Zum zweiten ist es in Deutschland schwerer, die Vermögenswerte von Mafiosi zu beschlagnahmen. In Italien kann das ganze Vermögen eines Mafia-Unterstützers beschlagnahmt werden. Dieser muss darlegen, dass er das Geld rechtmäßig erworben und versteuert hat. Kann er das nicht, fällt das Vermögen an den Staat. In Deutschland muss der Staat nachweisen, dass ein Anteil des Vermögens unrechtmäßig erworben wurde. Und nur dieser Anteil wird gepfändet.

In Italien verliert die Mafia ihr Kapital, in Deutschland behält sie es, wenn sie nur clever genug auf Strohleute setzt. Scarpinato: „Wenn in Deutschland der Kellner einer Pizzeria zehn Millionen Euro hat, kann sein Geld nicht beschlagnahmt werden, bis bewiesen wurde, dass er das Vermögen aufgrund von konkreten Straftaten illegal erworben hat.“ In Deutschland wurden nur 2012 lediglich 88.000 Euro beschlagnahmt. Alleine das Büro von Scarpinato hat zwischen 2006 und 2010 über drei Milliarden Euro beschlagnahmt. Aus einem internen Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) geht hervor, dass 2012 in ganz Deutschland nur 90.000 Euro im Zusammenhang mit Mafiaermittlungen beschlagnahmt wurden. Deshalb legt die Mafia ihr illegales Geld lieber in Deutschland an.

Dass Antonio Rossi trotz der italienischen Strafverfolgung noch auf freiem Fuß ist, liegt an der italienische Justiz. Denn die ist sehr langsam. Das Urteil gegen ihn wurde in der nächsten Instanz noch nicht bestätigt. Und so lange kann sich Rossi unbehelligt bewegen. Er betreibt eine Kneipe. Bei einem Besuch schließt er hinter dem Reporter die Tür ab. Dann sagt er mit erhobenem Zeigefinger: „Ich habe noch nie etwas Kriminelles gemacht. Ich habe keine Drogen gehandelt – und noch nicht mal an einem Joint gezogen.“ Er werde zu Unrecht kriminalisiert. Dann lacht er. Der Reporter darf wieder gehen.

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Sonntag, 27. April 2014

Deutschland - Steueroase nicht nur für die Mafia

Deutschland wegen Geldwäsche unter Druck

Wer glaubt, Italien sei ein Eldorado für die Mafia, der täuscht sich. Deutschland ist, was Finanzen angeht, eine Insel der Glückseligkeit. Italien ist für Kriminelle in dieser Hinsicht weit unsicherer als Deutschland, Österreich oder die Schweiz. Weltweit gibt es nur 7 Staaten, die als Anlageplatz für dubiose Finanzen und Schwarzgelder noch beliebter sind. Vermutlich, weil dort öfter die Sonne scheint und der Steuerhinterzieher Palmenstrände findet.

Deutschland versagt beim Kampf gegen Geldwäsche und internationalen Terrorismus, warnt die OECD. Es wird kritisiert, dass es nicht strafbar ist, sein eigenes Schwarzgeld zu waschen. Von dieser Regelung macht insbesondere die italienische Mafia Gebrauch.

Deutschland geht einem Bericht zufolge nach Einschätzung der OECD nicht entschieden genug gegen Geldwäsche und damit auch internationalen Terrorismus vor. Die Geldwäsche-Task Force der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fordere die Bundesregierung daher auf, im strafrechtlichen Bereich für Nachbesserungen zu sorgen, berichtete die Wirtschaftswoche unter Berufung auf ein Schreiben von Finanzminister Wolfgang Schäuble an Justizminister Heiko Maas.


Kaum Erfolge im Kampf gegen Steuerhinterziehung.

Wenn Deutschland bis Juni 2014 keine konkreten Schritte vorweisen könne, werde es in das verschärfte Überwachungsverfahren oder sogar in das für Hochrisiko-Länder geltende Listungsverfahren überführt, hieß es demnach in dem Schreiben.







Auf Kritik bei der OECD stoße, dass es in Deutschland nicht strafbar sei, sein eigenes Schwarzgeld zu waschen. Diese Regelung nutze nach Einschätzung eines Experten insbesondere die italienische Mafia. Zudem seien nach Ansicht der OECD die Strafen für Geldwäsche in Deutschland zu niedrig. 


 Deutschland zählt zu den größten Schattenfinanzplätzen.
Für den Laien funktioniert die Welt der Steuerhinterzieher simpel: Wer sein Geld vor den Behörden verstecken will, legt es in einer Steueroase an. In Wahrheit, erzählen Finanzberater, die an vermögensoptimierenden Modellen basteln, sind die Konstrukte komplexer. Ein Deutscher gründet zum Beispiel einen Trust auf den Caymans, der sich an einer Briefkastenfirma in Panama beteiligt, die das Geld dann auf ihrem Namen in einem Land mit Bankgeheimnis - beispielsweise wie Deutschland - anlegt. Oasen greifen ineinander über, die Konstrukte überlappen sich.


Deutschland landet auf Platz 8 (vor zwei Jahren noch Platz 9) und verdankt sein schlechtes Ranking laut TJN seinem Bankgeheimnis, seinen verschwiegenen Stiftungen sowie angeblichen Lücken im Unternehmensrecht bei Aktiengesellschaften mit mehr als zwei Aktionären besteht für diese kein Erfassungspflicht pflicht ins Firmenbuch.

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Samstag, 26. April 2014

Vincenzo brachte Koks statt Pizza

Kunden schätzten seine prompte Lieferung. 30 Minuten – und Vincenzo (36) stand vor der Tür. Klingt nach einem italienischen Pizza-Taxi, doch statt Spaghetti standen Drogen auf der Karte. Am Freitag musste der Dealer vor Gericht.



Geschäftsleute und Firmeninhaber zählten zum Kundenkreis des Kölners mit sizilianischen Wurzeln. Ein halbes Gramm Kokain (gilt als eine Konsumeinheit) kauften sie ihm für 50 Euro ab. Viele wurden täglich beliefert – aus Angst vor Razzien der Polizei wollten sie nicht zu große Mengen in der Wohnung lagern.

Die Bestellung lief so ab: Per Handy wurden Codenamen genannt. „Andrea“ mit Anfangsbuchstabe „A“ galt für eine Einheit, „Bernd“ für zwei Einheiten, „Carsten“ für drei, „Daniel“ für vier, „Elvira“ für fünf und so weiter.




Vincenzo lieferte die Drogen mit seinem Smart aus, mal nach Ehrenfeld oder zum Hansaring, mal nach Ossendorf und in die Kölner Altstadt. 35.000 Euro hat er so eingenommen.

Mehrere Monate observierte die Polizei den Italiener und belauschte seine Telefonate. Dann der Zugriff bei einer seiner Lieferungen.
Seit Januar sitzt Vincenzo in U-Haft. Am Freitag hat er durch Verteidiger Gottfried Reims gestanden.

Dem Dealer drohen vorm Landgericht bis zu zweieinhalb Jahre Gefängnis. Den Smart hat die Kölner Staatsanwaltschaft konfisziert.


http://www.express.de/koeln/koelner-drogen-taxi---vincenzo-brachte-koks-mit-dem-smart,2856,26954360.html

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Freitag, 25. April 2014

Blitzschnell schlägt die 'Ndrangheta zu / VIDEO

Blitzschnell, mit äußerster Kaltblütigkeit und mit beispielloser Brutalität schlagen sie zu, die Clans der 'Ndrangheta. Das Video zeigt den Mord an zwei Männern, der in den frühen Morgenstunden in Reggio Calabria zwar schon vor knapp zwei Jahren stattfand, jetzt aber erst von der Polizei freigegeben wurde.




Das mobile Einsatzkommando in Reggio di Calabria hatte endlich Erfolg und den Fahrer des Motorrades Antonio Pricoco (geboren 1974)  und Carmelo Gioele (geboren 1985) als Täter identifiziert und vor zwei Monaten verhaftet. Das Doppel überfiel im Zentrum zwei Gäste der Bar, die ihnen angeblich viel Geld schuldeten.

Angeblich hatte einer der beiden den Männern Geld geliehen, um ein Motorrad zu kaufen und dieses nicht zurückbezahlt. Diese Ausrede ist lt. Angaben der Carabinieri unglaubwürdig. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass es sich um nicht bezahltes Schutzgeld handelte. 




Donnerstag, 24. April 2014

Camorra beginnt neuen Krieg in Neapel

Zwei Männer wurden in einem Hinterhalt im neapolitanischen Stadtteil Secondigliano hingerichtet. Die Killer lauerten ihren Opfern in der Nähe der Piazza Zanardelli aufEiner der polizeibekannten Opfer war Emanuele Di Gennaro, 20 Jahre alt. Das zweite Opfer konnte bislang noch nicht identifiziert werden. 

Die blutige Clan-Fehde fand im Herzen der einstigen Hochburg von Di Lauro statt, nicht weit entfernt vom Wohnort der Super-Bosses Paolo. 




Die Schießerei begann auf der überfüllten Piazza ohne Rücksicht darauf, ob andere Unbeteiligte getroffen werden könnten. Die Menschen, die gerade Ostereinkäufe erledigten, flohen in Panik aus dem Gebiet des Secondigliano. Die Carabinieri untersuchen die Morde, die ganz im klassischen Stil der Camorra durchgeführt wurden.




Es gibt verstärkt Hinweise darauf, dass sich ein neuer, blutiger Krieg zwischen den Clans anbahnt. Das beweisen die drei verkohlten Leichen, die man vor einigen Tagen im nördlichen Gebiet des Secondigliano gefunden hat. Ganz offenkundig beginnt gerade der innere Konflikt zwischen alten Bossen und Newcomer. 



Mittwoch, 23. April 2014

Mafia schlägt in Palermo zu / VIDEO

Die Mafia kommt auf die Straßen Palermos zurück, um zu töten. Und sie tut es auf besonders drastische Weise. Giuseppe Di Giacomo (47), ein Berufssoldat,  wurde in einen heimtückischen Hinterhalt gelockt und von einem Killer der Mafia erschossen. Der Mörder Pippo Calo lief jedoch der Polizei direkt in die Arme und muss nun mit einer lebenslänglichen Strafe rechnen. 




Sonntag, 20. April 2014

Hunde-Mafia zockt Tierfreunde ab

Sie locken mit niedlichen Bildern auf Internet-Portalen. Doch hinter dem Handel mit den vermeintlichen Rasse-Welpen und –Kätzchen steckt eine Mafia, die ahnungslose Tierfreunde abzockt: Tierschutzorganisationen warnen vor dem Online-Kauf - und sagen, wie es richtig geht.

Wer auf Internetportalen nach Rasse-Tieren sucht, stößt sehr schnell auf die immer gleichen Bilder von unglaublich niedlichen Hundewelpen und Kätzchen, die angeblich wegen „Umzug“ abgegeben werden müssen oder nicht besichtigt werden können. Hier ist Vorsicht geboten, oft gibt es die Tiere gar nicht und hinter den „Besitzern“ steckt eine perfide Mafia, die von den gutgläubigen Tierfreunden „Transportkosten“ abzockt.




Der Tierschutzverein „Vier Pfoten“ warnt daher vor dem Haustier-Kauf im Internet. „Bereits seit einigen Jahren geben sich kriminelle Banden in den Foren als vermeintliche Züchter aus, die ihre Tiere zu Schnäppchenpreisen angeblich in gute Hände geben wollen. Doch die Hunde gibt es nicht, und die Käufer bleiben am Ende auf den Kosten sitzen“, warnt der Verein auf seiner Internetseite


Um 1900 Euro betrogen

BlickCH berichtet genau so einem Fall. Stefan Strach und Franziska Müller haben sich im Netz den niedlichen Labradorwelpen Nina verliebt und ihn ungesehen gekauft. „Wir freuten uns riesig“, sagte Frau Müller der Zeitung. Gut 1.900 Euro wollte der Verkäufer „William“ von ihnen haben – für den Transport aus London, Papiere, Spezialbox und den Welpen selbst.




Erst als „William“ behauptete, Nina hänge in der Quarantäne des Basler Flughafens fest, bemerkte das Paar den Betrug. Denn hier gab es weder eine Quarantänestation noch einen Welpen. „In diesem Moment brach für mich eine Welt zusammen", sagt Franziska Müller der Seite. Das Paar erstattete Anzeige, doch die Betrüger werden vermutlich nie gefunden. Ihre Lektion haben die beiden jedoch gelernt. Sie sagen: „Nie mehr werden wir im Internet ein Haustier kaufen!“


Schlechtes Deutsch, niedriger Preis

„Wir beobachten eine Zunahme solcher Fälle“, sagt „Vier Pfoten“-Sprecherin Chantal Häberling der „Blick“. Die Organisation warnt generell vom Haustier-Kauf im Internet ab, denn oft bleibe es bei den niedlichen Bildern oder die Tiere stammen aus zweifelhaften Züchtungen in Osteuropa.




Trotzdem fallen immer wieder Tierliebhaber wie Stefan und Franziska auf die kriminellen Banden herein. Dabei sind die Anzeigen oft leicht zu erkennen: am schlechten Deutsch, Betonung des Rasse-Stammbaums, einem verhältnismäßig niedrigem Preis und dem Versprechen, die Tiere aus dem Ausland zu schicken. So zeigt „Vier Pfoten“ eine typische Anzeige, die verspricht: „Aus Douala, Kamerun, wo ich lebe, um den Flug zuletzt bis zu 6 Stunden und der Welpe wird direkt zu Ihnen geliefert werden mit Spediteuren vom Flughafen entfernt.“ 155 Euro soll die französische Bulldogge mit Versand kosten.


Tierheim statt Internet

Der Verein warnt: „Trotz hoher Ausgaben erhalten die Tierfreunde nie einen Hund.“ Stattdessen kommen zu den Versandkosten schnell angebliche Tierarztbesuche, Medikamente, Versicherungen oder wie bei „Nina“ die Quarantäne. Und bis die Käufer den Betrug bemerken, sind die Betrüger nicht mehr aufzufinden.

Wer sich nach einem neuen Tierfreund umsieht, dem rät die Organisation deshalb zum Gang zum Tierheim. „Hier findet man auch Rassehunde, die sehnlichst auf neue Halter warten. Zudem kann man die Tiere kennenlernen, bevor man die Verantwortung für ein Hundeleben übernimmt.“ In jedem Fall sollte man nie ein Haustier ungesehen kaufen.


Samstag, 19. April 2014

Fast ein Lehrling der Camorra

ein Aufsehen erregendes Buch!


Amedeo Letizia stammt aus Casal di Prinicipe, einer Hochburg der Camorra. In seinem berührenden Buch arbeitet er seine Geschichte mit dem Verbrechersyndikat und das leidvolle Leben seiner Familie auf.




Ein Buch über die Mafia oder die Camorra zu schreiben, ist lebensgefährlich. Der sizilianische Schriftsteller Leonardo Sciascia vermerkte 1961 im Nachwort seines Mafia-Romans „Der Tag der Eule“, dass er ein Jahr lang das Manuskript gekürzt habe – um Prozessen zu entgehen und der Wut einiger „ehrenwerter“ Bürger. Roberto Saviano lebt seit Erscheinen seines Camorra-Buches „Gomorrha“ im Jahr 2006 unter Polizeischutz.

Nanni Balestrini blieb davon zwar verschont, als er 2004 seinen Roman „Sandokan“ über den berüchtigten Camorra-Boss Francesco Schiavone veröffentlichte, doch er musste mehrere Verleumdungsklagen überstehen, damit sein Buch weiter verkauft werden konnte.
In den Büchern von Saviano und Balestrini spielt ein kleiner Ort nördlich von Neapel eine zentrale Rolle: Casal di Principe. Es ist die Hochburg des neapolitanischen Verbrechersyndikats Camorra und mehr oder weniger unter der Kontrolle des brutalen Casalesi-Clans, angeführt von Sandokan. Seit dem Erscheinen dieser Bücher ist einiges passiert.




Die Polizei hat endlich den Kampf gegen die Mafia verstärkt. Zahlreiche Camorra-Bosse, so auch Schiavone, sind wegen zahlreicher Morde und Drogenhandels zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Doch die Herrschaft der Camorra ist längst nicht gebrochen.
Mutig legt er sein Leiden daran offen, ein Casaleser zu sein.

Dementsprechend vorsichtig nähert sich Amedeo Letizia in seinem mit Paola Zanuttini verfassten Buch dem Thema – zumal er in Casal geboren und aufgewachsen ist. Ein Teil seiner Familie lebt dort noch heute. Hier hätte er „ein Boss werden können oder eine Leiche, ein Untergetauchter, ein Lebenslänglicher“, heißt es im zweiten Kapitel. „Das Lehrangebot war da“, und tatsächlich war er der Verbrecherlaufbahn näher, als ihm heute lieb ist. Sein Bruder Paolo hat sie kurzzeitig sogar eingeschlagen, bevor er noch als junger Mann spurlos verschwand. Letizia lässt keinen Zweifel, dass Paolo ein Opfer der Camorra geworden ist.

Wie also soll er schreiben über seine Geschichte, er, der heute ein bekannter Schauspieler und Filmproduzent in Italien ist? Er bittet die Journalistin Zanuttini es zu tun und erzählt ihr von seinem „Leben im Schatten der Camorra“, wie es im Untertitel passend heißt.

Das geht nicht ohne Probleme ab. Er erzählt zwar emotional, voller Wut und Schmerz, sehr plastisch, oft erinnert er sich aber unscharf, bietet unterschiedliche Versionen eines Ereignisses, ist bei seinen eigenen kleinen Straftaten erstaunlicherweise nie strafmündig. „Das Gedächtnis verschanzt sich“, glaubt Zanuttini. Das Verschweigenwollen gewinnt gelegentlich die Oberhand. Das Buch dokumentiert eine innere Zerrissenheit, gegen die das Buch eine spezielle Therapie sein soll. Mutig legt er sein Leiden daran offen, ein Casaleser zu sein. Hoffentlich erfolgreich. In letzter Zeit immerhin, sagt seine Frau, brüllt er nicht mehr „wie einer, der gerade abgeschlachtet wird.“


http://www.amazon.de/woher-kommst-Leben-Schatten-Camorra/dp/3888979374/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1397911520&sr=8-1&keywords=Amedeo+Letizia
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Freitag, 18. April 2014

Minister Schmidt will der Welpen-Mafia das Handwerk legen.

Der illegale Schmuggel von Hundewelpen nach Deutschland soll bald ein Ende haben. Der Minister fordert deshalb einen verbesserten Tierschutz.




hristian Schmidt sagte zu BILD: „Bei jeder Form von Tierhaltung, sei es als Nutztier in der Landwirtschaft oder als Haustier zu Hause, spielen Ethik und der Respekt vor Gottes Schöpfung eine entscheidende Rolle.“

Der CSU-Politiker sagte, dass aus diesem Grund „illegalen Tier-Importen ein Riegel vorgeschoben werden muss“. Als Beispiel nannte der Agrarminister die „Welpen-Mafia“
„Sie schleppt im großen Stil und unter dubiosen Umständen junge Welpen nach Deutschland ein. Die Tiere leiden oft Qualen, werden nicht medizinisch betreut und sind häufig krank, auch weil sie nicht geimpft worden sind. Das muss ein Ende haben.“


Derzeit plane die Große Koalition eine Reform des Tierschutzgesetzes. Schmidt: „Im Sommer tritt eine neue Vorschrift im Tierschutzgesetz in Kraft. Die Kontrollbehörden der Länder können dann besser und effektiver kontrollieren und überwachen, um solchen skrupellosen Tierhändlern das Handwerk zu legen.“

Mittwoch, 16. April 2014

Die Mafia mordet 700 Mal im Jahr

Geldwäsche, Schutzgelderpressung und Drogenhandel, hier bei uns? Mafia und Camorra sind längst nicht mehr nur in Italien aktiv. Das hat hat der Braunschweiger Oberstaatsanwalt Jürgen Grasemann in Wetzlar berichtet.


Staatsanwalt Grasemann


Rund 100 Menschen waren der Einladung des Vereins "Pro Polizei" zu dem Vortrag gefolgt. An den Anfang setzte Grasemann den Stern TV-Film "Die Mafia in Deutschland", der sich mit der Lebensgeschichte von Giorgio Basile beschäftigt, der als Gastarbeiterkind aus Kalabrien ins Ruhrgebiet kam und von Macht und Reichtum träumte. Die Kontakte zur Mafia ließen den Stern am Mafiahimmel aufgehen, der am Ende straffrei blieb, weil er seine eigene Organisation an die Justiz verriet. "Diese kriminellen Organisationen sind am gefährlichsten, so lange man nichts von ihnen hört", weiß Grasemann. Wenn dann Schüsse fielen, wie 2006 in Duisburg, gingen die Clans gegeneinander an.

Das Bundeskriminalamt schätze, dass solche Verbrecherbanden, die zumeist aus Kalabrien oder von der neapolitanischen Camorra kämen, 1200 Mitglieder hätten. "Die sizilianische Cosa Nostra ist nicht so sehr vertreten und kleine Gruppen stammen von der Sacra Corona Unitas aus Apulien", sagte Grasemann, der 700 Mafia-Morde pro Jahr summierte. "Am Bodensee gibt es mehr als 30 Mafiosi, Stuttgart ist eine Hochburg, auch in Nordrhein-Westfalen und auch Hessen ist nicht ausgespart."

Mit dem Mauerfall habe man beim "Aufbau Ost" die Spur von Baufirmen verfolgen können, die mit illegalem Geld für Dumpingpreise sorgten und mit Bestechung vorankamen. "Das war nicht vergleichbar mit Italien, gibt es doch auch Experten, die dagegen angehen, jedoch gefährlich leben und abtauchen müssen", erzählt Grasemann. "Die Mafia ist eine Krake, die weiß, dass sie sich in Nordeuropa breitmachen kann, solange sie unauffällig arbeitet."

Dem Problem Mafia werde nicht so viel Aufmerksamkeit beigemessen, denn die Omertà, die Schweigepflicht der Mafiosi, verdecke alles. Nur wenn einer aus dem innersten Kreis, der die Strukturen kenne und sein Leben in Gefahr sehe, sein Wissen der Polizei anbiete, gelinge es, große Schläge gegen diese Verbrecherstrukturen auszuführen.


Russo-Clan - Siebzehn Verhaftungen in Neapel

Gestern wurde einer der meist gesuchten Verbrecher Italiens dingfest gemacht. Antonio Lo Russo.
Siebzehn weitere Verhaftungen haben heute dem Russo-Clan in Neapel einen schweren Schlag beigebracht. Dabei wurden Vermögenswerte in Höhe von 40 Mio. Euro beschlagnahmt.  Damit wurde auch den restlichen Mitgliedern vorerst die Grundlage für großangelegte Waffendeals, und Drogenhandel entzogen.  Der Lo Russo Clan hatte sich in den letzten Jahren über ganz Neapel ausgebreitet  und mit Drogen-und Schutzgelderpressungen einen fürchterlichen Namen gemacht. 





Hunderte von Telefonate wurden von der Antiterroreinheit abgefangen, unter anderem auch einige von Antonio Lo Russo, der von Nizza aus den Clan in Neapel dirigierte. Dann klickten die Handschellen für den Senior-Boss Lo Russo und dessen Onkel. Außer hohen Bargeldbeständen wurden auch vier Wohnungen, ein Mietshaus, zwei Immobiliengesellschaften und zwei Hotels in Faenza konfisziert.

Mafia mischt auf NRW-Baustellen mit

Nach einem Papier des Landeskriminalamtes mischt die Mafia mit Tarnfirmen und Schwarzarbeiter-Kolonnen seit Jahren auf deutschen Baustellen mit. Trotz einer Reihe von Ermittlungserfolgen hat sich daran anscheinend nicht viel geändert.




Die italienische Mafia mischt einem internen Papier des Landeskriminalamts zufolge im Baugewerbe Nordrhein-Westfalens weiter kräftig mit. "Es gibt hierzulande keine einzige Großbaustelle, an der die Mafia nicht verdient", heißt es in dem Papier, dessen Existenz und Inhalt ein LKA-Sprecher am Montag in Düsseldorf weder bestätigen noch dementieren wollte. Die vertrauliche Analyse liegt einem Rechercheverbund aus "Spiegel", Funke-Mediengruppe und WDR vor.

Süditaliener mit Bezügen zur Cosa Nostra würden an Rhein und Ruhr weiterhin Schwarzarbeiterkolonnen steuern. Der "Niedergang einer seriösen Bauwirtschaft in Deutschland" sei die Folge, weil seriöse Unternehmer mit den Preisen nicht konkurrieren könnten.

Dass die Mafia tief ins Baugeschäft in NRW eingedrungen ist, ist allerdings nicht neu. 2001, 2011 und 2013 waren Ermittlern in Düsseldorf und Köln Erfolge gegen die "Bau-Mafia" gelungen. Dabei waren jeweils Bezüge zu italienischen Mafia-Familien zutage getreten - und ein Millionenschaden für den Fiskus durch hinterzogene Steuern und Sozialabgaben.

Die sogenannten Mafia-Morde 2007 in Duisburg hätten die italienische Mafia in Deutschland für einen kurzen Moment sichtbar gemacht und die Öffentlichkeit aufgeschreckt, doch seither sei wenig unternommen worden, um das Problem systematisch anzugehen, kritisierte der Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz.


Die Geldwäsche-Normen müssten dringend überarbeitet und die Abschöpfung illegalen Vermögens vereinfacht werden, forderte der BDK. In Italien habe man große Erfolge mit der Beweislastumkehr: Bei konkretem Mafia-Verdacht könne dort das Vermögen beschlagnahmt werden und der Verdächtige habe dann nachzuweisen, dass er es legal erworben hat.
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