Montag, 31. März 2014

Interna über Mafia-Mann ausgeplaudert

Frankfurt/Main. 
Weil er interne Daten über einen Mafia-Mann weitergegeben hat, ist ein Frankfurter Polizist am Montag zu einer Geldstrafe von 7.650 Euro (90 Tagessätze) verurteilt worden. Der Beamte hatte in seiner Stamm-Pizzeria offenbar zu verbilligten Preisen gegessen. Eines Tages schob ihm der Pizzabäcker einen Zettel mit einem italienischen Namen über die Theke. Der Mann, angeblich der neue Freund der Cousine, sollte überprüft werden, entpuppte sich jedoch als Mitglied der kalabrischen Mafia-Gruppierung «Ndrangheta» in Italien. Die unerlaubte Abfrage beim polizeilichen Informationssystem flog aber auf.


Der Polizist gab die Tat vor dem Amtsgericht Frankfurt zu. Er habe die Geschichte vom neuen Freund geglaubt. Die Staatsanwaltschaft hielt dem Beamten zumindest Leichtsinn vor, der eine Bestrafung zur Folge haben müsse. An seinem Beamtenstatus wird die Verurteilung voraussichtlich nichts ändern.

Allerdings frage ich mich, welche Konsequenzen das für den "neuen Freund" bei der 'Ndrangheta hatte. Keine...?


Brutaler Mafia-Raubzug: Banken treiben Firmen in die Pleite

Scheinbar übernehmen Großbanken das Sytem der Mafia...

Die Banken haben eine neue Methode entwickelt, um Unternehmen in die Pleite zu treiben und danach billig zu übernehmen. In Großbritannien wurden Fälle bekannt, die in ihrer Brutalität selbst abgebrühten Beobachter einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Das alles erinnert sehr an die Mafia und ihre Vorgehensweise, ihren Opfern die Luft abzuschnüren und sie im Anschluss zu schlachten.





Die bereits in zahlreiche Skandale verwickelte Royal Bank of Scotland (RBS) hat offenbar gut aufgestellte Mittelständler bewusst in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, um von ihrer Notlage zu profitieren. Die RBS setzte zu diesem Zweck eine eigene Gesellschaft ein: Die  Global Restructuring Group“ (GRG). Wenn ein verschuldetes Unternehmen in diese Division der Bank verschoben wird, hat es kaum noch eine Chance, zu überleben.

Durch exorbitante Gebühren und Aufschläge sowie willkürliche Auflagen trieb die Bank die Firmen immer weiter in die Verschuldung. Damit nutzte sie die Notlage der Unternehmen aus und forcierte letztlich die Beschlagnahmung des Vermögens, um sich wertvolles Unternehmenseigentum zum Schleuderpreis einzuverleiben.

Dies geht aus einer Untersuchung des Wirtschaftsfachmanns Lawrence Tomlinson aus dem gleichnamigen "Tomlinsen Report hervor. „Es gibt eine riesige Menge an Hinweisen, die darauf hindeuten, dass die RBS gesunde, gut gehende Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten gestürzt hat,“ sagte Tomlinson. Gebühren und Aufschläge zu den Krediten wurden nach und nach massiv erhöht und Kreditlinien und Dispositionskredite willkürlich gekürzt oder gar gestrichen. So gab es Fälle, in denen die Bank regelrechtes Schutzgeld aus einem Unternehmen presste: Die Firma musste 40.000 Pfund bezahlen, damit der Kredit verlängert wurde.


Lawrence Tomlinson


Die Manager der betroffenen Firmen gaben zu Protokoll, die Banker von der GRG hätten verlangt, dass die Firma ihre Rechnungen bei Lieferanten nicht mehr bezahlen durften. Dadurch wurde das Kredit-Ranking der Unternehmen schlechter, die Unternehmer verloren an Wert: Die Bank erhielt das Recht, die Schulden in Unternehmensanteile zu verwandeln. Denn der Trick besteht darin, dass die Bank das Unternehmen neu bewerten lässt: Fällt die Bewertung unter einen gewissen Level, kann die Bank die Unternehmensanteile erwerben. Dies geschieht, so der Bericht, unter anderem durch Gutachten, die von der Firma bezahlt werden müssen, die die Firma jedoch nicht einsehen darf.

So konnte die Insolvenzmaschinerie in Gang gesetzt werden und die Bank behielt als Trophäe die teilweise stark unterbewerteten Vermögenswerte. Anscheinend werden die Firmen regelrecht erpresst, um an deren Sicherheiten zu kommen. Bewertungsagenturen werden eingesetzt, um die Vermögenswerte als minderwertig zu deklarieren. Kommt das gesamte Firmeneigentum unter den Hammer, profitiert die Bank von den Assets, die sie sich entweder selbst aneignet oder zu weitaus höheren Preisen weiter verkauft.

Zu den „Käufern“ zählt, wie der Bericht ermittelt hat, eine Firma namens „West Register“: Diese Firma ist eine Tochter der RBS, in der die Bank ihre Portfolio-Beteiligungen gebündelt hat. Das bedeutet: Die RBS treibt mittelständische Unternehmen in die Pleite, filetiert sie, und verkauft die Assets unter Wert an sich selbst. Rechtliche Regelungen, dass es hier einen ganz klaren „Interessenkonflikt“ gibt, hat die Bank nicht eingeführt.

Die Chancen der Mittelständler, sich rechtlich zu wehren, sind gering: Wie der Bericht feststellt, haben die beiden großen Banken Großbritanniens, die dieses Geschäft praktisch als Duopol betreiben können (RBS und Barclays) mit allen britischen Anwaltskanzleien Verträge, die den Anwälten verbieten, für Prozessgegner der Banken zu arbeiten. Abgesehen von den hohen Kosten, die durch die Prozesse entstehen, ist den Unternehmen faktisch der Rechtsweg abgeschnitten, weil sich die Banken die Anwälte durch sogenannte „conflict-of-interest“-Regeln regelrecht gekauft haben.



„Durch die Zerstörung von gesunden Unternehmen hat die RBS nicht nur das Leben von tausenden Menschen ruiniert, sondern auch unsere wirtschaftliche Erholung behindert und die Lage von Millionen hart arbeitenden Briten verschlimmert“, äußerte sich Wirtschaftsfachmann Tomlinson.

Die Royal Bank of Scotland weist die Vorwürfe eher gelangweilt zurück: Ihre Tochterfirma Global Restructuring Group (GRG) beteuerte, sie hätten nur versucht, finanziell gefährdete Firmen wieder auf tragfähige Fundamente zu stellen, so ein Sprecher.

Indessen beschäftigt sich die britische Bankenaufsicht mit dem Fall.Die RBS ist bereits tief in Skandale verstrickt. Deren Banker manipulierten den Referenz-Zinssatz Libor und möglicherweise auch Devisenkurse. Für die Libor-Manipulation musste die RBS inzwischen 455 Millionen Euro Buße zahlen.

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Sonntag, 30. März 2014

Der Aufräumer des Papstes

Schwarze Konten, Geldwäsche, Mafia­kontakte: Jahrzehntelang stand die Vatikanbank unter Verdacht. Ein Schweizer hilft dem Pontifex, das zu ändern.


Mit einem Pass des Vatikans reist Jurist Brülhart rund um die Welt


Wenn René Brülhart auf dem Weg ins Büro durch den Vatikan geht, entbieten ihm italienische Gendarmen und Schweizer Gardisten den militärischen Gruß. Jeder der 900 Einwohner im Kirchenstaat kennt den 41-jährigen Freiburger.

Im kleinsten Staat der Welt arbeitet er an einer großen Aufgabe. Als Direktor der Finanzaufsicht soll der Jurist den Vatikan von schmutzigem Geld säubern. Dafür sorgen, dass die Vatikanbank – offiziell: Istituto per le Opere di Religione (IOR) – genau weiß, wer ihre Kunden sind. Und sicherstellen, dass nur noch Kleriker und deren Organisa­tionen ihre Gelder hinter den dicken Mauern der Kirchenbank bunkern. Also auch keine Ma­fiosi mehr.


Glasnost und Perestroika im Vatikan

Im Kirchenstaat herrschen Glasnost und Perestroika, Transparenz und Umbau. Wiederholt machten der Vatikan und seine Bank mit Finanzskandalen Schlagzeilen. 1982 zum Beispiel, als Roberto Calvi ermordet aufgefunden wurde.


René Brülhart aus Freiburg: «Wo es Veränderungen gibt, sind nicht immer alle glücklich»


Aufgeknüpft unter der Londoner Blackfriars Bridge, die Taschen voller Geldbündel und Steinen. Mit engen Kontakten zu Mafia und Vatikanbank galt Calvi als «Bankier Gottes». Im Januar wurde der Prälat Nunzio Scarano (62) angeklagt. Dem Topfunktionär der vatikanischen Vermögensverwaltung werden Geldwäscherei und Spendenbetrug vorgeworfen. Am Samstag wurde bekannt, dass zwei Ex-Chefs der Vatikanbank wegen Geldwäscherei vor Gericht müssen. Der Schweizer Brülhart soll dafür sorgen, dass solche Geschichten nicht mehr vorkommen. Kein einfacher Job in einem Umfeld von Intrigen und Machtkämpfen.

Papst Franziskus (77) hatte schon überlegt, die 127-jährige Vatikanbank ganz aufzugeben. Nicht alle Bischöfe und Kardinäle stehen hinter solch radikalen Reformideen. Entsprechend diplomatisch äußert sich Brülhart; überall lauern Fallen und Fettnäpfe. Er war kurz davor, den Bettel hinzuschmeißen. Er sagt dazu lediglich: «Wo es Veränderungen gibt, sind nicht immer alle glücklich.» Grundsätzlich aber sei die Unterstützung groß.


Die Vatikanbank



Kampf gegen Geldwäscherei

In eineinhalb Jahren hat er ­einiges erreicht. Der Europarat bescheinigte dem Kirchenstaat im Dezember wesentliche Fortschritte im Kampf gegen Geldwäscherei. Die Vatikanbank, die Brülhart beaufsichtigt, bereinigt tatsächlich ihre Kundenbeziehungen. Ihren Sitz hat die IOR im Turm Niccolò V., hinter sechs Meter dicken Mauern, gleich neben dem Papstpalast. Die Schalterhalle im ersten Stock prunkt mit Marmorböden.

Während Bankkunden ihre Geschäfte abwickeln, sitzen im 5. Stock Buchprüfer im Ex-Büro des Bankenchefs. An Bildschirmen überprüfen sie Konten und verdächtige Transaktionen.
2013 erhielt Brülharts Aufsichtsbehörde rund 200 Meldungen über verdächtige Gelder. 2012 waren es gerade mal sechs, 2011 nur eine einzige.


Brülhart ist Direktor der Finanzaufsicht im kleinsten Staat der Welt


Von vielen Kunden hat sich die Bank getrennt. Führte sie im November 2011 noch 20772 Kundenbeziehungen, waren es zuletzt nur noch 18900. «Das System beginnt zu greifen», sagt Brülhart. Seit er die Behörde leitet, hat sie spektakuläre Abkommen mit ausländischen Aufsichtsbehörden und Meldestellen für Geldwäscherei getroffen. Darunter mit den USA, Italien, Deutschland.

Brülhart ist viel unterwegs im Auftrag seiner Heiligkeit, auf Flug LX 1726 ist er Stammgast. Es ist die Swiss-Verbindung zwischen seinem Wohnort Zürich und Rom, wo ihn Antonio, sein Chauffeur, in ­einem kleinen Mazda abholt. Brülharts Büro im ersten Stock des Palazzo San Carlo ist eine Stunde vom Flughafen entfernt. In den Fluren hängen Bilder und Zeichnungen von Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI.

Neben der Bürotür ein schlichtes Messingschild: «Direttore». Drinnen ziert ein Kreuz die Wand, auf dem Arbeitstisch stapeln sich Aktenmäppchen und Ordner.


Immer auf Achse

Drei bis vier Tage die Woche arbeitet Brülhart in Rom, residiert – wie der Papst – im Gästehaus Santa Marta. Die restliche Zeit verbringt er an Flughäfen, in Flugzeugen, an Konferenzen, reist mit ­einem offiziellen Pass des Kirchenstaats um die Welt.

«Der Vatikan ist eine globale Ins­titution. Man muss viel rausgehen und erklären, was wir machen und warum», sagt Brülhart. Internationale Zusammenarbeit sei wichtig. Bereits gehört der zuvor viel gescholtene Kirchenstaat zur Egmont-Gruppe, einer weltweiten Vereinigung von Meldestellen für Geldwäscherei. Bis vor wenigen Jahren war das völlig undenkbar.


Erstmals in seiner Geschichte hat der Vatikan sogar ein Rechtshilfegesuch an einen anderen Staat gestellt. Auch wenn Italien bis heute nicht darauf reagiert hat, ist dies als Zeichen einer neuen Ära zu  werten. Dazu passt, dass auf Brülharts Vatikanbank-Kreditkarte steht: «Tertium Millennium», drittes Jahrtausend.
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Samstag, 29. März 2014

Schießerei in Bari / VIDEO

Die Polizei in Bari hat wieder einmal ein Video bereitgestellt, in dem die unglaubliche Gewaltbereitschaft junger Mafiosi dokumentiert wurde. Der vorbeifahrende Motorradfahrer wurde schwer verletzt. Dennoch ist es der Polizei nicht gelungen, den Täter ausfindig zu machen, weil die Zeugen aus Angst schweigen...





Freitag, 28. März 2014

Mafioso darf in Großbritannien bleiben

Der als Drahtzieher der sizilianischen Mafia Cosa Nostra gesuchte Domenico Rancadore (65) darf zunächst in Großbritannien bleiben.


Domenico Rancadore



Rancadore hielt sich mehr als 20 Jahre lang in Großbritannien versteckt. Er führte ein unauffälliges Leben mit Frau und Kindern. Sein Doppelleben war im vergangenen August aufgeflogen, danach war er in Haft genommen worden. In Italien war er in Abwesenheit zu 7 Jahren Haft verurteilt worden.
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Mafia-Superboss Messina Denaro

Polizei zeigt neues Bild des Mafia-Phantoms

Der Cosa-Nostra-Killer Matteo Messina Denaro ist seit mehr als 20 Jahren untergetaucht. Mit einem neuen Phantombild will die Polizei ihn endlich fassen. Doch der Sicherheitskordon, den der Pate um sich gezogen hat, ist offenbar undurchdringlich.


Matteo Messina Denaro - 26 Jahre alt


"Es gibt jemanden, der ihn von nahem gesehen hat": So lautet die Nachricht des Tages für all jene, die seit mehr als zwei Jahrzehnten versuchen, Matteo Messina Denaro hinter Gitter zu bringen. Ermittler der Abteilung Organisierte Kriminalität bei der italienischen Finanzpolizei haben ein neues Phantombild des flüchtigen Cosa-Nostra-Chefs angefertigt; es beruht auf Angaben einer Person, die den Boss offenbar gut kennt.

Älter, fülliger und grimmiger, die Nase etwas schmaler als früher - so präsentiert sich der Pate auf dem Bild, das jetzt um die Welt geht. Die obligatorische Brille fehlt, obwohl man vermutet, dass die Augen des Capos eher schlechter als besser geworden sind mit den Jahren: Ein spanischer Arzt gab zu Protokoll, dass Messina Denaro an einer schweren Netzhauterkrankung leide und auf einem Auge erblinden könne. Bei dem Mediziner hatte sich der Mafioso auf der Flucht in Barcelona behandeln lassen.


Matteo Messina Denaro - heute


Seit seinem Untertauchen im Juni 1993 gilt Messina Denaro als "Fantasma", als Gespenst. Keine Überwachungskamera hat je sein Gesicht aufgenommen, kein Richtmikrofon seine Stimme dokumentiert. Es gibt nur ein paar jahrzehntealte Fotos des "Capo dei Capi". Schon deshalb ist jeder noch so kleine Anhaltspunkt über das Aussehen des meistgesuchten Mafioso Italiens für die Ermittler wichtig.


Körper in Säure aufgelöst

Messina Denaro gilt als skrupelloser Killer, der in seiner Jugend viel Wert auf schnelle Autos und teure Uhren legte. Im Juli 1992 soll er nicht nur den untreuen Mafioso Vincenzo Milazzo getötet, sondern auch dessen schwangere Freundin eigenhändig erdrosselt haben. Ihm wird unter anderem die Mittäterschaft bei drei Bombenanschlägen in Rom, Florenz und Mailand vorgeworfen, bei denen im Sommer 1993 zehn Menschen ums Leben kamen und mehr als hundert verletzt wurden.




Im November desselben Jahres soll er an der Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo beteiligt gewesen sein, der 779 Tage von der Mafia festgehalten wurde, damit sein Vater eine Aussage zum Mord an dem italienischen Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone zurückziehe. Das Kind wurde erdrosselt, sein Körper in Säure aufgelöst.




Es gab Gerüchte, dass Messina Denaro ins Ausland geflohen sei, doch die Ermittler sind inzwischen davon überzeugt, dass er sich irgendwo nahe seinem Heimatort Castelvetrano im Nordwesten Siziliens aufhält. Es ist eines der ungeschriebenen Gesetze der Mafia, dass ein Capo immer vor Ort sein muss, wenn er die Kontrolle über sein Territorium behalten will. Dies gilt auch in Zeiten, in der die Cosa Nostra sich zunehmend internationalisiert. Wie sein Vorgänger Bernardo Provenzano, der krank und in die Jahre gekommen im Gefängnis sitzt, kommuniziert Messina Denaro über sogenannte "Pizzini" - kleine, vielfach gefaltete handschriftliche Nachrichten, über die er codierte Befehle an seine Untergebenen gibt.

Zwar hat die Polizei hunderte seiner Mittelsmänner aus dem Verkehr gezogen, auch wurde Vermögen im Wert von 3,5 Milliarden Euro von den Konten seiner Strohmänner konfisziert. Doch "Diabolik", wie ihn seine Freunde in Erinnerung an seine blutige Vergangenheit nennen, ist noch immer auf freiem Fuß. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dies auch an der Unterwanderung von Polizei und Carabinieri durch Mafia-Angehörige liegen könnte: Gut möglich, dass diese den Capo und seine Sicherheitsleute gegebenenfalls vor einem Zugriff warnen. Messina Denaro soll zudem im Besitz von hochgeheimen Informationen des Bosses Totò Riina sein, die ihn vor einer Verhaftung schützen.

Auf Hinweise, die zur Ergreifung von Messina Denaro führen, ist eine Belohnung von 1,5 Millionen Euro ausgeschrieben. Genug für ein sorgenfreies Leben. Genau das aber hat niemand, der einen Mafioso ins Gefängnis bringt.

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Mafia unterstützt Italiens Regierung im Cyber-Krieg


Der Jahres-Etat der Mafia weit größer als jener der EU, warnt das italienische Außenministerium. So kauft sich das organisierte Verbrechen Spitzen-Anwälte und Top-Manager.



Die italienische Polizei bei einer Razzia gegen das Organisierte Verbrechen im Januar 2014. Die Mafia verlagert ihre Machenschaften allerdings immer mehr ins Internet und ins Ausland


Das Jahres-Budget der italienischen Mafia sei größer als der Etat der EU, so das italienische Außenministerium. Mehr als 200 Milliarden Euro erwirtschaftet das Organisierte Verbrechen im Land.

Doch nur zehn Prozent des Geldes bleiben in Italien, der Rest wandert ins Ausland. „Die Mafia hat überall gute Freunde“, so Giovanni Brauzzi, Sicherheitsdirektor des Außenministeriums. Zum Vergleich: Das Jahresbudget der EU liegt bei 140 Milliarden Euro.

Brauzzi warnte in Brüssel davor, dass die Mafia eng mit dem italienischen Rechtssystem zusammenarbeite, um etwa gegen kleinere Cyber-Angriffe vorzugehen. Das münde in einer für beiden Seiten vorteilhaften Beziehung: „Die Mafia besorgt Beweismittel, um diese kleinen Aktivitäten zu stoppen. Dafür können sie ihre Geschäfte ungestört durchführen.

Top-Manager und Spitzen-Anwälte seinen auf der Gehaltsliste der Mafia. Brauzzi stellte weiter fest, dass die Mafia ihre „Investitionen“ außerhalb der Grenzen Italiens verschoben habe. Zudem wäre das Organisierte Verbrechen tief im Bankensystem des Landes verwurzelt, berichtet der Observer.


Korruption sei ein ernsthaftes Problem im Land sagen auch rund die Hälfte aller italienischen Unternehmen, so der im Februar veröffentlichten Anti-Korruptionsbericht der EU.
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Donnerstag, 27. März 2014

Drogenboss Guzmán will nur Bauer gewesen sein

Joaquín Guzmán Loera war der meist gesuchte Drogenboss der Welt. Der Anführer des berüchtigten Sinaloa-Kartells sieht das jedoch offensichtlich ganz anders: Er habe lediglich Mais, Hirse und Öldisteln angebaut, behauptet "El Chapo".


Klick auf Bilder vergrößert
"El Chapo" in einem Polizeihubschrauber in Mexiko-Stadt:
 In der Wahrnehmung vieler Menschen tat er Böses, um Gutes zu bewirken.



Mexiko-Stadt - Nach Einschätzung der Ermittler war er der mächtigste Drogenhändler der Welt. Doch Joachín Guzmán will nach eigenen Angaben nur ein einfacher Bauer gewesen sein. Er habe Mais, Hirse und Öldisteln angebaut, zitierte die Zeitung "Excélsior" aus Guzmáns Aufnahmepapieren im Gefängnis. Er gehöre keinem Drogenkartell an und habe monatlich nur 20.000 Pesos (umgerechnet rund tausend Euro) verdient.


Ein Mann posiert vor dem Haus, in dem "El Chapo" festgenommen wurde.
Gut möglich, dass solche Orte nun ähnliche Pilgerstätten werden
wie die Stationen im Leben von Pablo Escobar.


Der Anführer des Sinaloa-Kartells war im Februar in der Hafenstadt Mazatlán im Westen des Landes festgenommen worden. Laut einem Bericht der Zeitung "El Universal" setzt das Verbrechersyndikat allein mit dem Drogenhandel jährlich rund drei Milliarden US-Dollar um. Außerdem ist es in Produktpiraterie, Menschenhandel und Schutzgelderpressung verwickelt.



Beide saßen in Gefängnissen, in denen sie sich nach Gusto einrichteten. 
Hier ist die Zelle zu sehen, in der Escobar einst einsaß. 



Wohnzimmer und Küche der "Gefängniszelle" von Escobar: 
Er schaffte es sogar, 
in der eigens für ihn errichteten Haftanstalt namens La Catedral (Die Kathedrale) Rivalen 
zu empfangen und sie an Ort und Stelle zu ermorden. 







Vor seiner Festnahme war Guzmán 13 Jahre lang auf der Flucht. "El Chapo" soll tonnenweise Kokain in die USA geschmuggelt haben und für den Tod Tausender Menschen verantwortlich sein. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt.

Auf der Jagd nach dem berüchtigten Drogenboss setzten die Fahnder auch modernste Technik ein: Selbst Überwachungsdrohnen seien dem Kriminellen mit Zustimmung des mexikanischen Militärs zwei Wochen lang gefolgt, sagte ein Mitarbeiter des Justizministeriums in Washington. Zur Festnahme hätten schließlich auch abgehörte Telefonate geführt.


Auf einer Mauer in Medellín steht: "Willkommen im Viertel von Pablo Escobar. Hier atmen wir Frieden!"

Viele Mexikaner sehen in Guzmán keinen brutalen Gangster und Massenmörder, sondern ein Wohltäter. Nach der Festnahme gingen Tausende Menschen auf die Straße, sie feierten "El Chapo" als Helden.

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Italienische Mafia macht mit Müll Rekord-Umsätze

Die Zahlen geben Anlass zur Sorge: Die mafiösen Geschäfte der süditalienischen 'Ndrangheta sollen mehr Geld bringen, als viele Unternehmensriesen erwirtschaften. Die Mafia hat ein wahres Parallel-Universum errichtet.

Er wurde jetzt bei einer Razzia festgenommen und zeitweise aus dem Verkehr gezogen: Achille Marmo soll innerhalb eines 'Ndrangheta-Clans die Fäden gezogen haben. Das System prosperiert indes munter weiter.


Laut der Studie, die auf Dokumenten von Polizei, Justiz, Regierung und Parlament basiert, ist die Organisation mit 400 Führungsfiguren in 30 Ländern aktiv. Insgesamt seien aber weltweit rund 60.000 Menschen in die Aktivitäten der 'Ndrangheta verwickelt. Die Organisation, die sich aus einem Netzwerk von Familienclans zusammensetzt, stammt aus der süditalienischen Region Kalabrien und gilt als noch verschlossener und schwieriger zu durchdringen als die sizilianische Mafia.


Der Studie zufolge brachten der Organisation Erpressung und Wucherei im vergangenen Jahr 2,9 Milliarden Euro. Weitere 2,4 Milliarden Euro nahm sie durch Veruntreuung ein, während Glücksspiel 1,3 Milliarden Euro erbrachte. Waffenverkäufe, Prostitution, Markenfälschung und Menschenhandel kamen dagegen zusammen nur für insgesamt eine Milliarde Euro auf.

Mafia droht Expo zu kapern

Die Mailänder Expo 2015 wird von Korruptionsskandalen und der Gefahr mafioser Infiltration überschattet. Die Organisatoren der Weltausstellung behaupten jedoch, alles sei unter Kontrolle.


Die Expo 2015 in Mailand, die kommendes Jahr vom 1. Mai bis zum 31. Oktober stattfinden soll, sorgt bereits für viele Schlagzeilen. Arbeiter machen auf dem Gelände der Expo eine Pause


Die Expo 2015 in Mailand, die kommendes Jahr vom 1. Mai bis zum 31. Oktober stattfinden soll, sorgt bereits für viele Schlagzeilen. Leider sind diese zumeist negativ. Denn die Weltausstellung mit dem Thema «Feeding the Planet – Energy for Life» droht auch zu einem Vorzeigebeispiel für italienische Unsitten zu werden. Die Rede ist nicht nur von drohenden Rückständen beim Bau der Expo-Anlagen im Nordosten Mailands sowie der erforderlichen Infrastrukturen. Es besteht vielmehr auch die Gefahr, dass sich korrupte Politiker und Mafiosi an dem Multimilliarden-Projekt bereichern.
Bauprojekte unter Zeitdruck

Auf das Risiko mafioser Machenschaften haben neulich Untersuchungen der Mailänder Staatsanwaltschaft hingewiesen. Sie liess Ende letzter Woche acht Topmanager und Konsulenten der für Infrastrukturprojekte zuständigen Beteiligungsgesellschaft der Region Lombardei verhaften oder unter Hausarrest stellen, da diese im schweren Verdacht der Korruption und Fälschung von Wettbewerben zur Vergabe von Aufträgen stünden. Zwar betreffen zumindest die bisher erhobenen Vorwürfe keine spezifischen Bauvorhaben für die Expo.

Doch die ins Zwielicht geratene Gesellschaft Infrastrutture Lombarde ist auch für die Realisierung der Weltausstellung zuständig. Die Staatsanwaltschaft rechtfertigte die Haftbefehle auch mit der Befürchtung, dass die Verdächtigten auch die Expo missbrauchen wollten. Zudem haben die Anti-Mafia-Behörden in einer Parlamentsanhörung ihre Befürchtung geäussert, dass das organisierte Verbrechen, vorab die kalabresische 'Ndrangheta, Strassen- und Metroprojekte im Zusammenhang mit der Expo infiltriert habe. Laut Mailänder Justizbeamten ist die Gefahr, dass Mafiosi mitmischen, auch darum besonders gross, weil für die Ausführung der Bauarbeiten ein enormer Zeitdruck besteht.


Krisentreffen der Behörden

Damit die Bauarbeiten auf dem 1,1 Quadratkilometer grossen Ausstellungsgelände und darum herum vorankommen, hat der Präsident der Lombardei, Roberto Maroni, bereits einen neuen Expo-Projektleiter bei der von den Ermittlungen belasteten Infrastrukturgesellschaft ernannt. Die Nominierung eines neuen Generaldirektors sowie eines für die Auftragserteilungen zuständigen Managers steht dagegen noch aus. Der Infrastrukturminister Maurizio Lupi hat Anfang Woche zusammen mit Maroni und dem Bürgermeister von Mailand, Giuliano Pisapia, sowie mit dem Sonderkommissar für die Expo, Giuseppe Sala, eine Krisensitzung abgehalten, um Bauverzögerungen zu verhindern.

Nach dem Treffen beteuerte Lupi, man habe alles im Griff und alle Regierungsebenen wollten eng zusammenarbeiten, um das Gelingen der Expo zu ermöglichen, zumal das Vorhaben für die Regierung in Rom höchste Priorität habe. Unbesorgt erklärte sich ebenfalls der Generalsekretär des in Paris ansässigen Bureau International des Expositions, Vicente Gonzales Loscertales, der Anfang Woche ebenfalls Mailand besuchte. Er meinte, die Ermittlungen der Justiz seien ein Problem für die Region Lombardei und nicht für die Expo, deren Vorbereitungen gut vorankämen. Allerdings seien für den letzten Sprint doch noch zusätzliche finanzielle und personelle Anstrengungen erforderlich, fügte er an.
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