Montag, 3. Februar 2014

Mafia breitet sich in der Schweiz aus

Alle drei großen italienischen Mafiaorganisationen machen es sich in der Schweiz seit Jahren gemütlich. Sie nutzen das Land etwa für Kleinkriminalität, Drogenhandel, Geldwäscherei und als Fluchtort.

Ableger der italienischen Mafia nutzen die Schweiz laut dem Bundesamt für Polizei nicht nur für Geldwäscherei und als Rückzugsgebiet, sondern auch als Tummelplatz für einfachere Formen der Kriminalität. Den Behörden blieb dies allerdings lange Zeit verborgen.




Vermutlich schon seit 20 Jahren sind italienische Mafiaorganisationen auch in der sogenannten «Basiskriminalität» aktiv, wie das Bundesamt für Polizei (Fedpol) in seinem am Dienstag publizierten Jahresbericht festhält. Die Mafia ist demnach im Drogen- und Waffenhandel, Raub oder gewaltsame Geldeintreibungen, aber auch in der Kleinkriminalität.

Da sich Mafiaorganisationen stark abschotten, bemerkten dies die Behörden kaum. Erst vertiefte Analysen zusammen mit ausländischen Partnerorganisationen brachten das volle Ausmaß ans Licht. Schon im vergangenen Jahr wies das Fedpol darauf hin, dass Mafiagruppierungen im Drogenhandel auf der Straße aktiv sind.



Die Mafia diversifiziere ihre Aktivität, sagte Fedpol-Direktor Jean-Luc Vez vor den Medien. Sie sei sich nicht zu schade, auch mit kleineren Delikten Geld zu machen. Das Fedpol geht zudem davon aus, dass mehr Gewaltakte als angenommen Mafiagruppierungen wie der 'Ndrangheta zuzuordnen sind. Die kalabrische Mafia trage interne Konflikte häufig gewaltsam aus.

Fälle mit Mafiabezug stellen laut Bericht nach wie vor ein Schwerpunkt der Fedpol-Tätigkeit dar. Vor allem in den Grenzregionen zu Italien und Deutschland halten sich extrem gefährliche Mafiamitglieder auf, nachdem in Italien der Druck auf die Mafia stieg.  Im Jahr 2013 ordnete das Fedpol 171 von 716 Delikten der massiven Geldwäscherei und der organisierten Kriminalität zu.


Rückzug von Drahtziehern

Für den Menschenhandel stellt die Schweiz laut Fedpol wegen hoher Gewinnmöglichkeiten bei geringem Risiko weiterhin ein beliebtes Ziel dar - hauptsächlich werden Roma-Frauen aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien zur Prostitution gezwungen.

Nachdem in der Stadt Zürich brutale Zuhälter zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, haben sich laut Fedpol andere Drahtzieher aus der Schweiz zurückgezogen. Allerdings kontrollieren sie das Gewerbe weiterhin aus der Ferne, während «höher gestellte Prostituierte» in der Schweiz die unmittelbare Kontrolle ausüben.


Seit Anfang Jahr führt das Fedpol ein Zeugenschutzprogramm, das wichtigen Zeugen in Verfahren des Bundes und der Kantone Schutz vor Verfolgung bietet. Präzise Zahlen zu den Personen im Programm nannte Verz nicht. Die Fallzahl bewege sich zwischen fünf und zehn, teilweise seien aber ganze Familien betroffen.
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