Samstag, 28. Dezember 2013

Mafia lässt Giftmüll in die Toskana karren

Bislang verscharrte die italienische Mafia den Giftmüll aus Fabriken in der Umgebung von Neapel. Doch nun muss die Camorra das Geschäft aus Platzgründen verlagern und wendet sich der Toskana zu.

Die italienische Mafia verlagert ihr dreckiges Geschäft mit Giftmüll in die Toskana: Der oberste Mafia-Jäger des Landes, Staatsanwalt Franco Roberti, erklärte, die Ermittler hätten eine illegale Deponie der Camorra in der Umgebung von Prato entdeckt, nur 18 Kilometer nördlich von Florenz. Derzeit werde untersucht, ob Giftmüll auch nach Osteuropa geschafft worden sei.




Bisher lud die Camorra den Giftmüll, der hauptsächlich aus den Fabriken in Norditalien stammt, im Umland von Neapel ab, also praktisch im eigenen Hinterhof. Das Ackerland in der Region ist inzwischen mit gefährlichen Mengen von Arsen, Blei und anderen Schadstoffen verseucht, wie kürzlich bekannt wurde. Im vergangenen Monat protestierten deshalb mehrere zehntausend Menschen in den Straßen von Neapel.
Roberti erklärte, die südlichen Gebiete, in denen die Camorra herrscht, seien inzwischen "gesättigt". Die Mafia muss nun in andere Gegenden ausweichen. Die engen Beziehungen zwischen der Camorra und chinesischen Kriminellen machen die Umgebung von Prato zu einer logischen Wahl für die Mafia auf der Suche nach neuen Ablademöglichkeiten.

Die Mafia müsse unter den Fabriken und Krankenhäusern in Norditalien nicht lange nach Kunden für ihre illegalen Deponien suchen, erklärte Roberti. Jeder, der Giftmüll für einen Bruchteil des legal aufgerufenen Preises verschwinden lassen wolle, wisse, an wen er sich wenden müsse. "Das ist ein Bekanntenkreise, ein Ring aus Kontakten", sagte er. "Je gefährlicher der Müll, desto mehr zahlen die Firmen."
Roberto weiß, wovon er spricht. Er war jahrelang der für die Mafia zuständige Staatsanwalt in Neapel, bevor er in diesem Jahr auf die Bundesebene befördert wurde.

Ermittlungen ergaben in der Vergangenheit, dass die Camorra und ihre chinesischen Komplizen in dem lukrativen Geschäft mit dem Giftmüll zusammenarbeiten. Im Rahmen einer Operation mit dem Codenamen Marco Polo wurden 2005 von der Polizei im Hafen von Neapel 20 Container beschlagnahmt. Sie wurden gerade für die Verschiffung vorbereitet. Die Fracht - toxischer Müll und Krankenhausabfall - sollte nach China und Hongkong gebracht werden.

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