Donnerstag, 10. Januar 2013

Da graut es selbst dem abgebrühtesten Mafioso

...es gibt keine Tabus mehr



Nicolo hat nicht geschlafen, nur gedöst, und das war sein Glück. Hätte er geschlafen, dann hätte er nicht gehört, dass sich die beiden Männer im Auto unterhielten. Über eine Klinik in Padua, die von der sizilianischen Mafia vor zwei Jahren übernommen wurde. Sie redeten über seine Organe. Über Herz, Leber und Nieren. Organe, die auf dem illegalen und internationalen Markt viel Geld wert sind. Vor allem, wenn sie von einem jungen und gesunden Menschen stammen. Von einem wie Nicolo.



Mafia-Klinik in Padua

Nicolo ist 14, aufgewachsen in der Umgebung von Siracusa. Vor zwei Monaten hatten ihn die beiden Männer in seinem Heimatdorf eingefangen. Vor zwei Monaten hatten ihn die beiden Männer in seinem Heimatdorf angesprochen. Hatten ihm Arbeit und Geld geboten, wenn er mit ihnen kommen würde. Mit Geld, dachte der Junge, könnte er seinen in Armut lebenden Eltern helfen. Er vertraute den Männern, sie waren Sizilianer wie er, und sie trugen teuer aussehende dunkle Zweireiher. Nicolo packte seine Habseligkeiten und stieg in den Wagen der Fremden.




Als eine Polizeistreife den heruntergekommenen, völlig abgemagerten und fiebernden Jungen in einem Vorort der nordostitalienischen Stadt Padua aufgriff, wollten ihm die Beamten seine Geschichte zunächst nicht glauben. Denn sie glich allzu sehr jenen bekannten, abenteuerlichen Horrorstories über Organhändler, die seit Jahren kursieren. Doch je mehr Nicolao in die Details ging, um so glaubwürdiger erschien er den Polizisten. Er erzählte, wie er das Gespräch seiner Entführer mit anhören konnte, weil die beiden glaubten, dass er schlief. Wie ihm seine Situation klar wurde und wie er dann während einer Toilettenpause floh. Irgendwie hat er sich per Anhalter bis zum Hauptbahnhof von Padua durchgeschlagen.


La Nera & Organhandel der Mafia
Die ganze Wahrheit - wie in diesem Artikel beschrieben - im Roman von Claudio Michele Mancini


Er wusste, Padua ist eine reiche Stadt. Zu seinen Eltern wollte er nicht zurück. Aus Angst vor den beiden Männern, die ihn dort suchen könnten. Seit einigen Tagen lebt Nicolo nun in einem Kinderheim in Padua und geht zur Schule.

Mehr ist von Nicolaos Geschichte nicht bekannt. Die italienische Justiz hält alle weiteren Informationen unter Verschluss. Aber seine Erlebnisse sind nicht einzigartig. "Dieser Junge hat unglaubliches Glück gehabt", sagt Roberto Salvano, Direktor der italienischen Niederlassung der Kinderhilfsorganisation Unicef. "Die meisten anderen Kinder und Jugendlichen, die in die Hände solcher Herrschaften gelangen, landen direkt auf irgendeinem Operationstisch." Und dann geht alles rasend schnell, sagt Salvano. Die entnommenen Organe werden eingefroren und sofort zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Dort warten Ärzte schon auf die neue Ware, um sie ihren Patienten einzupflanzen.

Mehr ist von Nicolos Geschichte nicht bekannt. Die italienische Justiz hält alle weiteren Informationen unter Verschluss. Aber seine Erlebnisse sind nicht einzigartig. "Dieser Junge hat unglaubliches Glück gehabt", sagt Roberto Salvano, Direktor der italienischen Niederlassung der Kinderhilfsorganisation Unicef. "Die meisten anderen Kinder und Jugendlichen, die in die Hände solcher Herrschaften gelangen, landen direkt auf irgendeinem Operationstisch." Und dann geht alles rasend schnell, sagt Salvano. Die entnommenen Organe werden eingefroren und sofort zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Dort warten Ärzte schon auf die neue Ware, um sie ihren Patienten einzupflanzen.

Einer der jüngsten Untersuchungsberichte der italienischen Anti-Mafia-Polizei dokumentiert die dunklen Geschäfte der Organ-Mafia in Italien. Demnach arbeiten die Mafiosi direkt mit korrupten Ärzten zusammen, vor allem in Privatkliniken. Auf Spender-Herzen, -Lebern oder -Nieren muss man oft lange warten, wenn alles legal zugehen soll. Deshalb geben die Mediziner für zahlungskräftige Kunden bei der Mafia Bestellungen auf. Die Leichen der Spender werden schnell und ohne Wellenschlag im Osten kremiert! (eigene Recherche des Autors)

Jedes Jahr verschwinden in Italien aus unerklärlichen Gründen mehrere Hundert Kinder, fast immer in ländlichen Regionen und überdurchschnittlich häufig in Süditalien. Die Ermittlungsbehörden sind ratlos. Die Kinder verschwinden spurlos, Leichen werden nie gefunden. Der ehemalige Präsident der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission, Ottaviano Del Turco, ist davon überzeugt, dass diese Kinder von der italienischen Mafia entführt werden, um bei einem skrupellosen Arzt auf dem Operationstisch zu landen.


 Ottaviano Del Turco
Untersuchungen in der Antimafia-Behörde in Palermo und Rom haben ergeben, dass sich mit dem Organhandel mehr Geld verdienen lässt als mit Drogen- oder Waffengeschäften. Und das Risiko für die kriminellen Clans ist bedeutend geringer. "Die Polizei bekämpft den Handel mit Drogen und Waffen immer stärker", sagt der Mafia-Experte und Soziologe Pino Arlacchi, "aber um den Organhandel kümmert sich keiner." Außerdem wachse die Nachfrage nach neuen Organen stetig.
 

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